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Brustimplantate Alle nicht ganz dicht

Autor: Maria Weiß

Undichte Brustimplantate: Fast immer lassen sich auch außerhalb der Kapsel Silikonpartikel nachweisen. Undichte Brustimplantate: Fast immer lassen sich auch außerhalb der Kapsel Silikonpartikel nachweisen. © iStock/BranislavP
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Brustimplantate aus Silikon sind offensichtlich nur in seltenen Fällen dicht, weshalb eine weitere Verwendung kritisch zu sehen ist.

Seit in den 1960er Jahren die ersten Brustimplantate aus Silikon auf den Markt kamen, reißt die Diskussion um mögliche Langzeitfolgen durch freigesetzte Silikonpartikel nicht ab.

Jetzt haben Untersuchungen eines niederländischen Forscherteams um Dr. Henry Dijkman, Institute of Applied Biosciences and Chemistry in Nijmegen, bestätigt, dass Silikonpartikel sich tatsächlich sehr häufig auf Wanderschaft begeben. Die Wissenschaftler untersuchten Gewebeproben von 389 Frauen, bei denen zwischen 1986 und 2020 das Brustimplantat und/oder regionale Lymphknoten entfernt worden waren. Die Frauen hatten ein mittleres Alter von 50,5 Jahren.

In fast allen Fällen (98,8 %) waren histologisch Silikonpartikel im umliegenden Gewebe nachweisbar, das Implantat hatte also quasi geleckt. Bei 337 Frauen (86,6 %) waren diese Partikel auch außerhalb der Kapsel anzutreffen und somit offensichtlich gewandert, z.B. in die Lymphknoten. Nur bei fünf Frauen (1,2 %) hatte das Implantat offenbar dicht gehalten, ausgetretenes Silikon konnte bei ihnen nicht nachgewiesen werden. Abgesehen von der Migration waren die Silikonpartikel im Gewebe auch ansonsten nicht träge – bei 360 Frauen (92,5 %) zeigten sich histiozytäre Reaktionen oder eine inflammatorische Antwort.

Die Art des verwendeten Implantats scheint keine wesentliche Rolle zu spielen: Zwischen kohäsiven Gel-Brustimplantaten oder älteren nicht-kohäsiven und neueren Silikonmodellen bestanden keine statistisch signifikanten Unterschiede. Auch das Alter der Frauen hatte keinen Einfluss auf Häufigkeit und Migrationsverhalten der Silikonpartikel.

Silikon ist grundsätzlich ein Fremdkörper im menschlichen Organismus und kann entsprechende immunologische und toxische Auswirkungen haben, schreiben Dr. Dijkman und Kollegen. Zudem wird ein Zusammenhang mit bestimmten malignen Lymphomen (silicone breast implant-associated anaplastic large cell lymphoma) diskutiert.

Die Autoren raten daher, bei Frauen mit Brustimplantaten Untersuchungen zur Silikonbelastung durchzuführen. Außerdem empfehlen sie, mit Silikongel gefüllte Implantate nicht mehr zu verwenden, bis deren Sicherheit hinreichend nachgewiesen ist. Als Alternativen für den Brustaufbau bieten sich vor allem die autologe Rekonstruktion bzw. mit Kochsalzlösung gefüllte Implantate an.

Quelle: Dijkman HBPM et al. JAMA Netw Open 2021; 4: e2125381; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.25381