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Apoplex-Trigger identifiziert: Von Kaffee und Infektionen über Medikamente bis hin zu Wutausbrüchen

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Für Menschen, die nur selten Kaffee genießen,
kann bereits eine einzige Tasse den Apoplex triggern. Für Menschen, die nur selten Kaffee genießen, kann bereits eine einzige Tasse den Apoplex triggern. © Pixabay
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Die Bedeutung langfristiger Schlaganfall-Risikofaktoren wie Hypertonie ist bestens belegt. Doch warum tritt ein Hirninfarkt zu einem bestimmten Zeitpunkt auf und nicht zu einem anderen? Diese Trigger treiben unabhängig von klassischen Faktoren ihr Unwesen:

Spezielle Infektionen wie bakterielle Endokarditis oder Meningitis, Herpes zoster im Kopf- oder Halsbereich, Neuroborreliose oder AIDS können unmittelbar einen Apoplex verursachen. Aber auch allgemeine Infektionen – insbesondere der Atemwege – gelten als Trigger, erklärte Professor Dr. Armin­ Grau­, Neurologische Klinik mit Klinischer Neurophysiologie, Klinikum Ludwigshafen. In mehreren Fallkontrollstudien wurde gezeigt, dass Infektionen etwa 20–35 % der Schlaganfälle vorangingen, im Vergleich zu 5–10 % bei Kontrollen. Unterm Strich verdreifacht eine virale oder bakterielle Erkrankung innerhalb der letzten Woche die Wahrscheinlichkeit eines isch­ämischen Apoplex. Dahinter steckt vermutlich eine Aktivierung des Gerinnungssystems und eine Zunahme der Leukozytenzahl. Je weiter die Infektion jedoch zurückliegt, desto mehr nimmt die Gefahr wieder ab.

Zwei Tage nach einer OP ist die Gefahr am größten

Auch im Umfeld von Operationen häufen sich zerebrale Insulte. Sie sind insbesondere mit Vorhofflimmern assoziiert, das nicht selten durch die Narkose und den Eingriff getriggert wird. Dazu kommt, dass man Antithrombotika perioperativ oft absetzen muss. Das höchste Risiko besteht laut dem Referenten in den ersten beiden postoperativen Tagen. Bereits die Aufregung während der Vorbereitung kann jedoch ein Ereignis provozieren, sodass der Eingriff gar nicht begonnen wird und der Patient auf der Stroke-Unit landet.

Bekanntermaßen ist Stress mit einem um rund ein Drittel erhöhten Risiko verbunden. Doch auch Wutausbrüche steigern die Wahrscheinlichkeit – und zwar um das Dreifache in den folgenden zwei Stunden. Sogar direkt nach schwerer körperlicher Belastung erhöht sich das Insultrisiko. Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt jedoch dagegen. Gefährdet sind also Menschen, die einmal einen Kraftakt vollbringen, sich ansonsten aber wenig bewegen.

Ähnlich sieht es beim Kaffeekonsum aus. Für Menschen, die nur selten das Heißgetränk genießen, kann bereits eine einzige Tasse in der nächsten Stunde das Ereignis triggern, für Kaffee-Junkies entsteht kein Risiko. Ein vergleichbares Phänomen beobachtet man auch beim Alkohol. Störungen der Fibrinolyse, Plättchenaktivierung und Blutdruckanstieg könnten den Zusammenhang erklären, so Prof. Grau.

Einige Medikamentengruppen wie Antipsychotika oder Checkpoint-Inhibitoren steigern ebenfalls das Schlaganfallrisiko. Besser bekannt ist diese Gefahr für Drogen wie Amphetamine, Kokain, Cannabis und Opiate. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz kann der Beginn einer Hämodialyse einen zerebralen Infarkt auslösen. Als Mechanismen werden Endotheldysfunktion, oxidativer Stress und Inflammation betrachtet.

Bereits 1 °C wärmer oder kälter kann ein Ereignis auslösen

Temperaturänderungen triggern potenziell ebenfalls einen Hirninsult. Nach epidemiologischen Daten sorgt ein Anstieg oder Abfall um nur 1 °C in den ersten Tagen für ein 13 % bzw. 20 % höheres Schlaganfallrisiko. Und auch die Luftverschmutzung, insbesondere erhöhte Feinstaubbelastung, korreliert in einem engen Zeitfenster mit der Wahrscheinlichkeit. Die „dicke“ Luft stört die Endothelfunktion, steigert den Sympathikotonus und den zerebrovaskulären Widerstand.

Quelle: 35. Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin