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Schwere PAVK Auf die Vene kommt es an

Autor: Nils Bröckelmann

Je nach Beschaffenheit der V. saphena magna in der Duplexsonografie bildeten die Forscher zwei Kohorten.  Je nach Beschaffenheit der V. saphena magna in der Duplexsonografie bildeten die Forscher zwei Kohorten.  © Christoph Burgstedt – stock.adobe.com
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Bis zu 11 % der PAVK-Patienten leiden unter einer chronischen extremitätenbedrohenden Ischämie. Um das Amputationsrisiko zu senken, benötigen sie eine Revaskularisierung – entweder endovaskulär oder offen chirurgisch.

Welches der Verfahren mit der günstigeren Prognose einhergeht, untersuchten Prof. Dr. Alik Farber vom Department of Surgery der Boston University School of Medicine und Kollegen in einer multizentrischen, randomisierten Studie. Insgesamt wurden 1.830 Patienten mit schwerer infrainguinaler PAVK eingeschlossen, die einen ­ischämischem Ruheschmerz im Fuß, nicht-heilende Ulzera oder eine Gangrän aufwiesen. Je nach Beschaffenheit der V. saphena magna in der Duplexsonografie bildeten die Forscher zwei Kohorten. 

Nach etwa drei Jahren zeigte sich der Unterschied

Kohorte 1 umfasste 1.434 Patienten, bei denen sich die Vene als Bypassgraft eignete. Bei den 396 Gefäßkranken in Kohorte 2 konnte die Saphena magna nicht genutzt werden – sie erhielten ggf. einen alternativen Bypass. Grundsätzlich kamen alle Teilnehmer für endovaskuläre und chirurgische Interventionen infrage. Randomisiert teilte man sie einer der beiden Therapien zu.

In Kohorte 1 zeigte sich nach einem medianen Follow-up von 2,7 Jahren ein deutlicher Vorteil des Bypasses gegenüber der endovaskulären Revaskularisierung. Der kombinierte primäre Endpunkt aus Amputation, Reintervention oder Tod trat bei 42,6 % der chirurgisch behandelten und bei 57,4 % der per Katheter versorgten Patienten ein (Hazard Ratio 0,68). Zurückzuführen war dieser Unterschied insbesondere auf das niedrigere Risiko für Amputationen und größere Re­interventionen.

Ohne geeignete V. saphena magna ergab sich ein anderes Bild: Nach median 1,6 Jahren verzeichnete man keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Interventionen. Allerdings räumen die Autoren ein, dass Kohorte 2 aufgrund von Finanzierungsproblemen um ca. 80 Patienten kleiner und das Follow-up kürzer ausfiel als geplant. Nebenwirkungen fanden sich über die Gruppen und Kohorten hinweg etwa gleich häufig.

Insgesamt scheint die prä­therapeutische Duplexsonografie der V. saphena magna wegweisend für das weitere Vorgehen zu sein. Die Wahl des optimalen Verfahrens hängt aber weiterhin von vielen Faktoren ab, sodass die Entscheidung am besten interdisziplinär und gemeinsam mit dem Betroffenen gefällt wird, so die Experten. 

Quelle: Farber A et al. N Engl L Med 2022; doi: 10.1056/NEJMoa2207899