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Typ-1-Diabetes Bei Nephropathie droht Amputation

Autor: Dr. Franziska Hainer

Eine Nephropathie erhöht die Gefahr, eine CLTI zu entwickeln. Eine Nephropathie erhöht die Gefahr, eine CLTI zu entwickeln. © amazing studio – stock.adobe.com
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Eine dia­betische Nephropathie ist bei Typ-1-Diabetikern mit der Entwicklung einer chronischen gliedmaßenbedrohenden Extre­mitätenischämie (chronic limb ­threatening ischemia, CLTI) assoziiert. Dabei steigt das Risiko mit der Schwere der Nephro­pathie an, so das Ergebnis einer prospektiven Kohortenstudie aus Finnland.

Als zusätzlicher unabhängiger Risikofaktor für die CLTI erwies sich die schwere ­diabetische Retinopathie, berichten die Studienautoren um Dr. Valma­ Harjutsalo­ von der Universität Helsinki.

In die Studie waren mehr als 4.500 Menschen mit Typ-1-Diabetes eingeschlossen. Ihr medianes Alter betrug bei Studienbeginn knapp 39 Jahre, die mediane Erkrankungsdauer knapp 21 Jahre. Primärer Endpunkt war die Diagnose CLTI, definiert durch endovaskuläre oder offene Revaskularisation sowie Amputationen an den unteren Extremitäten. 102 Patienten litten schon bei der Basisuntersuchung an einer CLTI, bei 217 Patienten trat die Erkrankung während des Follow-ups von knapp zwölf Jahren auf. Die kumulative CLTI-Inzidenz lag damit bei 4,6 % innerhalb von zwölf Jahren. 

Neben Alter, Dauer der Diabetes­erkrankung, HbA1c-Wert, systolischem Blutdruck, Triglyzeridspiegel und Rauchstatus erwiesen sich vor allem die diabetische Nephropathie und die diabetische Retinopathie als Risikofaktoren für die Entwicklung der fortgeschrittenen Gefäßerkrankung. Dabei nahm die  CLTI-Gefahr schrittweise mit dem Schweregrad der Nephropathie zu: Bei Patienten mit Mikroalbuminurie war es im Vergleich zu Typ-1-Diabetikern ohne Nephropathie und ohne diabetische Retinopathie verdreifacht, bei denjenigen mit Makroalbumin­urie mehr als verachtfacht. Bei Nierenversagen lag es fast vierzigmal so hoch (Hazard­ Ratios, HR, 3,2 bzw. 8,7 bzw. 37,9). Litten die Patienten zusätzlich an einer diabetischen Retinopathie, stieg das CLTI-Risiko bei Mikroalbumin­urie auf das Zwölffache, bei Makroalbumin­urie fast auf das Sechszehnfache an (HR 11,9 bzw. 15,6). Für Typ-1-Diabetiker mit Retinopathie und normaler Albumin­ausscheidung errechneten die Forscher ein um das Fünffache erhöhte CLTI-Risiko (HR 4,8).

Durch Visusverlust zum inaktiven Lebensstil?

Die Studiendaten zeigen, wie wichtig es ist, bei der Bestimmung des CLTI-Risikos alle diabetischen Folgeerkrankungen zu berücksichtigen, kommentiert Prof. Dr. Jost Jonas­ von der Augenklinik Mannheim. Eine zumindest teilweise Unabhängigkeit der beiden Risikofaktoren Nephropathie und Retinopathie könnte auf verschiedene Pathomechanismen hinweisen, die zu einer CLTI führen. 

Unklar bleibt Prof. Jonas­ zufolge aber, wie unabhängig die Risikofaktoren sind. So führt der durch eine diabetische Retinopathie verursachte Visusverlust womöglich zu einem bewegungsärmeren Lebensstil, der das Entstehen einer CLTI zusätzlich begünstigt.

Quelle: 1. Harjutsalo V et al. Lancet Reg Health Eur 2023; 28: 100594; DOI: 10.1016/j.lanepe.2023.100594
2. Jonas JB. Lancet Reg Health Eur 2023; 28: 100607; DOI: 10.1016/j.lanepe.2023.100607