Wenn die Venolen dicht machen Bei PVOD beläuft sich das mediane Überleben ab Diagnose auf anderthalb Jahre

Autor: Dr. Andrea Wülker

Wegen der Gefahr einer tödlichen Blutung wird in der Regel auf eine Biopsie verzichtet. Wegen der Gefahr einer tödlichen Blutung wird in der Regel auf eine Biopsie verzichtet. © Pixel-Shot - stock.adobe.com

Die pulmonale venookklusive Erkrankung zählt zu den schweren Formen von arteriellem Lungenhochdruck. Die Behandlungsmöglichkeiten sind sehr begrenzt. Betroffene sollten interdisziplinär in Kooperation mit einem Zentrum betreut und frühzeitig für eine Lungentransplantation gelistet werden.

Kennzeichnend für die pulmonale venookklusive Erkrankung (PVOD) ist ein Verschluss der Lungenvenolen aufgrund einer Intimafibrose. Er führt letztlich zu einer pulmonal-arteriellen Hypertonie (PAH) und zur Insuffizienz des rechten Ventrikels, schreibt das Team um Prof. Dr. Himanshu Deshwal von der West Virginia University School of Medicine in Morgantown. Die PVOD ist anhand von Symptomen kaum von einer pulmonalen kapillären Hämangiomatose (PCH) zu unterscheiden, häufig treten die Erkrankungen gemeinsam auf. Für beide bestehen dieselben Risikofaktoren und genetischen Alterationen. In der Literatur werden sie oft unter PVOD/PCH zusammengefasst, der Einfachheit halber soll im vorliegenden Text nur von PVOD die Rede sein.

Die Prävalenz der Erkrankung in der Allgemeinbevölkerung wird auf 0,1 bis 0,5 Fälle pro eine Million Einwohner geschätzt. Frauen und Männer sind gleich häufig betroffen. Wie lässt sich eine PVOD nun erkennen? Eine Lungenbiopsie würde typische histopathologische Merkmale der PVOD (Obstruktion und Okklusion kleiner Venolen, alveoläre Blutungen und Stauung aufgrund der Ruptur kleiner Kapillaren) offenbaren und eine definitive Diagnose ermöglichen. Wegen der Gefahr einer tödlichen Blutung kommt es jedoch in der Regel nicht zur Biopsie. Daher wird die PVOD oft anhand von Risikofaktoren, genetischen Untersuchungen, klinisch-radiologischen Zeichen und der Entwicklung eines Lungenödems unter PAH-spezifischer Therapie diagnostiziert.

Was eine PVOD begünstigt

Die Krankheitsentstehung wird bei der pulmonalen venookklusiven Erkrankung mit verschiedenen Faktoren in Verbindung gebracht. Dazu zählen genetische Veränderungen (z. B. EIF2AK4-Mutation), die Exposition gegenüber verschiedenen Chemikalien (Reinigungs- und Lösungsmittel wie Trichlorethylen), Chemotherapie (z. B. mit Cyclophosphamid oder Mitomycin C), Stammzelltransplantation oder Kollagenosen wie die systemische Sklerose.

Im Verlauf droht ein Rechtsherzversagen

Klinisch lässt sich die PVOD nicht von anderen Formen der PAH unterscheiden. Sie manifestiert sich mit unspezifischen Symptomen wie Fatigue, Belastungsdyspnoe, Benommenheit und Beinödemen. Im Vergleich zur idiopathischen PAH zeigt die PVOD tendenziell einen schwereren und rascher progredienten Verlauf mit ausgeprägter Dyspnoe und Hypoxämie. Zeichen des rechtsventrikulären Versagens wie Knöchelödeme und Aszites werden meist im späteren Krankheitsverlauf beobachtet. Präsynkopen und Synkopen sprechen für ein fortgeschrittenes Stadium mit rechtsventrikulärem Versagen und sollten Anlass sein, nach einer pulmonalen Hypertonie (PH) zu suchen.

Bei der PVOD handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. Die Abklärung folgt dem Algorithmus für andere PAH-Formen und umfasst EKG, Echokardiografie, Lungenfunktionstests, 6-Minuten-Gehtest und Oxygenierungsparameter. In der bildgebenden Diagnostik können vergrößerte proximale Lungenarterien in der posteroanterioren Darstellung auffallen. Die Seitansicht zeigt gelegentlich eine Vergrößerung des rechten Vorhofs und Ventrikels. Zudem können sich bei PVOD interstitielle Infiltrate, Kerley-B-Linien und ein Lungenödem darstellen.

Bei der PVOD handelt es sich um eine rasch voranschreitende Erkrankung, die mit einem schlechten Outcome verknüpft ist. Empfohlen wird die frühzeitige Überweisung von Personen mit PVOD-Verdacht an ein PH-Zentrum. Dort sollte eine multidisziplinäre Betreuung stattfinden, die oder der Betroffene ggf. in eine klinische Studie aufgenommen und für eine Transplantation evaluiert werden. Die Überlebensraten bei PVOD liegen ein Jahr nach der Diagnose bei 86 %, nach drei Jahren bei 50 % und nach fünf Jahren bei 27 %. Die mediane Restlebenszeit ab Diagnose beläuft sich auf 36 Monate.

Die Behandlungsmöglichkeiten bei POVD sind sehr begrenzt. Zu den allgemeinen supportiven Maßnahmen zählen die Sauerstoffgabe, die symptomatische Therapie des chronischen rechtsventrikulären Versagens mit Diuretika, Impfungen (gegen COVID-19, Influenza und Streptococcus pneumoniae) sowie die kardiopulmonale Rehabilitation. Die Rolle der PAH-spezifischen Therapien bei PVOD ist limitiert, denn es bestehen Bedenken, dass diese das Risiko für ein Lungenödem erhöhen. 

Epoprostenol kann zu Lungenödem führen

Eine Studie berichtete über zwölf Patientinnen und Patienten mit PVOD, die als Überbrückung bis zur Lungentransplantation Epoprostenol i. v. erhielten. Es kam über drei bis vier Monate zu einer funktionellen und hämodynamischen Verbesserung, sodass neun Patienten erfolgreich transplantiert werden konnten. Nur einer entwickelte ein leichtes Lungenödem. In anderen Publikationen wurde bei PVOD-Betroffenen jedoch über eine höhere Rate berichtet. Nach aktuellem Stand ist die Lungentransplantation die einzige kurative Therapieoption.