Oropharynxkarzinom Oropharynxkarzinom: Akkuratere Diagnostik in der Mundhöhle

Autor: Dr. Judith Lorenz

Maligne Oropharynxtumoren sind oft unauffällig, doch transorale Sonografie ermöglicht frühzeitige und zuverlässige Diagnosen.
Maligne Oropharynxtumoren sind oft unauffällig, doch transorale Sonografie ermöglicht frühzeitige und zuverlässige Diagnosen. © Matthieu – stock.adobe.com

Maligne Tumoren des Oropharynx sind oft klinisch unauffällig und schwer vom gesunden Gewebe abzugrenzen. Auch Schnittbildverfahren helfen in Frühstadien kaum. Eine dänische Studie zeigt: Die transorale Sonografie ermöglicht hier eine zuverlässige Diagnose.

Bösartige Neoplasien des Oropharynx wie Plattenepithelkarzinome können sich unspezifisch manifestieren, erinnert Dr. Dr. Martin Garset-Zamani vom Rigshospitalet in Kopenhagen. Bei uneindeutiger Klinik und Schnittbildgebung bleibt in solch einem Fall nur ein invasiver Eingriff, um Klarheit zu gewinnen. Gemeinsam mit weiteren Forschenden ging der Experte der Frage nach, ob die transorale Sonografie, durchgeführt von Chirurg:innen, im Vergleich zur klinischen Untersuchung und zur MRT die diagnostische Präzision bei oropharyngealen Pathologien erhöht. 

An der zwischen 2023 und 2024 an drei Tumorzentren in Dänemark durchgeführten prospektiven Studie nahmen 162 auswertbare Personen teil (35 % Frauen, medianes Alter 63 Jahre). Bei ihnen bestand der Verdacht auf einen Oropharynxtumor oder es lagen Metastasen in den Halslymphknoten ohne sichtbaren Primärtumor vor. Alle Teilnehmenden absolvierten eine klinische Untersuchung des Mund-Rachen-Raums inklusive einer Video-Endoskopie. Zusätzlich führten Ärzt:innen eine transorale Sonografie mithilfe einer kleinen Hochfrequenz-Sonde und einen transzervikalen Ultraschall durch. Verdächtige Befunde wurden gegebenenfalls biopsiert. Auch unterzogen sich Patient:innen einer Kopf-Hals-MRT.

Ultraschall klar überlegen

Bei 106 Untersuchten (65 %) diagnostizierten Fachleute anhand von Biopsie oder Resektat einen malignen Oropharynxtumor. In 95 Fällen (59 %) handelte es sich dabei um ein Plattenepithelkarzinom, in sieben Fällen (4 %) um ein Lymphom und in vier Fällen (5 %) um andere Neoplasien. Bei 56 Personen (35%) konnten sie dagegen ein Tumorgeschehen ausschließen.

Bezüglich der diagnostischen Präzision (Accuracy) war die Sonografie der MRT deutlich überlegen: Mit ersterer gelang die korrekte Diagnose in 139 Fällen (86 %), mittels MRT nur in 123 Fällen (76 %). Die klinische Untersuchung schnitt diesbezüglich noch schlechter ab: Sie ermöglichte die richtige Diagnose nur bei 110 Patient:innen (68 %). Der Ultraschall erreichte eine ähnlich hohe Sensitivität wie die MRT und eine deutlich bessere als die klinische Untersuchung (90 % vs. 92 % vs. 82 %). Hinsichtlich der Spezifität war er bei den 56 tumorfreien Personen sowohl der Bildgebung als auch der klinischen Untersuchung signifikant überlegen (79 % vs. 46 % vs. 41 %).

Nach der Vorbehandlung mit einem Lokalanästhetikum tolerierten die meisten Teilnehmenden die transorale Ultraschalluntersuchung, berichtet das Team abschließend. Die Palpation des Oropharynx wurde dagegen als deutlich unangenehmer empfunden. Insgesamt gehen Dr. Garset-Zamani und Kolleg:innen davon aus, dass die kombinierte transorale und transzervikale Sonografie Vorteile bei der Detektion früher Plattenepithelkarzinome bietet und potenziell die Auswahl geeigneter Kandidat:innen für roboterassistierte Eingriffe verbessern kann.

Quelle:
Garset-Zamani M et al. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2025; DOI: 10.1001/jamaoto.2025.1954