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Prostatakrebs Die fokale Therapie gewinnt an Bedeutung

Autor: Dr. Miriam Sonnet

Unter bestimmten Umständen kommt für Prostatakrebspatienten die fokale Therapie infrage. Unter bestimmten Umständen kommt für Prostatakrebspatienten die fokale Therapie infrage. © New Africa – stock.adobe.com
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Die fokale Therapie kommt nur unter bestimmten Umständen für Prostatakrebspatienten infrage. Wichtig ist daher eine gute Selektion. Aber auch die Wahl der Behandlung, Nachsorge und die Option einer Salvage-Operation spielen eine entscheidende Rolle.

Laut Prof. Dr. Martin Schostak, Universitätsklinikum Magdeburg, gibt es zwei Typen von Prostatakrebspatienten: Der eine sieht die Lebensgefahr als bedrohlich an und möchte daher unbedingt radikal operiert werden – (fast) egal, ob Kontinenz oder Sexualität da­runter leiden. Dem anderen „Fokale-Therapie-Typ“ sind letztgenannte Punkte enorm wichtig und für ihn hat die potenzielle Lebensgefahr durch den Tumor eine weniger große Bedeutung. 

Prof. Schostak definierte die fokale Therapie als solche, „bei der deutlich weniger als die Hälfte der Drüse behandelt wird“. Die aktuelle S3-Leitlinie spricht dieser Strategie mittlerweile deutlich mehr Bedeutung zu. „Freigegeben ist sie für das Low-Risk-Karzinom, d.h. Gleason 6, PSA < 10 ng/ml, kein Tastbefund. Ich bin aber der Meinung, dass das, wenn sie keine Beschwerden haben, eher Patienten sind, die eine aktive Überwachung erhalten sollten“, so der Referent. 

Laut der Leitlinie sollten „Patienten, die eine fokale Therapie erwägen, eine mpMRT, eine mp­MRT-Fusionsbiopsie und eine sys­tematische Biopsie erhalten“. Nur wenn alle Befunde zueinander passen, eine Referenzhistologie vorliegt und der Betroffene bereit ist, Re­biopsien über sich ergehen zu lassen, komme diese Art der Behandlung überhaupt infrage, betonte Prof. Schostak. 

Die mit HIFU durchgeführte fokale Therapie gehe dabei je nach Lage des Herdes in der Prostata mit unterschiedlichen Nebenwirkungen einher. Besonders ungünstig seien ventrale Herde, besonders günstig diejenigen in der peripheren Zone. „Daraus ergibt sich, dass wir, je nach Lage, nicht automatisch immer die gleiche fokale Therapie anwenden können“, so der Vortragende. Die HIFU eigne sich für dorsal gelegene Tumoren, sie sei aber technisch schlecht anwendbar für ventrale Karzinome.

Prof. Schostak berichtete über das Vorgehen am Universitätsklinikum Magdeburg. Hier gäbe es zwei Sprechstunden: Die URBIT-Sprechstunde widme sich ausschließlich der Selektion, d.h. es geht um Punkte wie Früherkennung, die Frage nach einem MRT, Biopsie, Lage des Tumors und grundsätzliche Behandlungsoptionen. In der interdisziplinären Sprechstunde diskutieren Urolog:in und Strahlentherapeut:in über leitliniengerechte Standardtherapien und Alternativen. „Das ist wahnsinnig zeit- und personalaufwändig und es wird nicht vergütet“, hob der Referent hervor. 

Mit der fokalen Therapie können laut seiner persönlichen Einschätzung 60–90 % der Männer mit frühem, intermediärem Risiko eine Progressionsfreiheit erreichen. Idealerweise gliedere sie sich in die Tumorlokalisation, Behandlung, Nachsorge und die Option einer Salvage-OP, sollte aber nur in Studien angeboten werden. Prof. Schostak schätzt, dass das Verfahren durch eine verbesserte Diagnostik und Technik in Zukunft einen noch größeren Stellenwert einnehmen wird. 

Quellen:
Schostak M. DKK 2022; Vortrag: „Sind fokale Therapieverfahren zukunftsfähig?“
35. Deutscher Krebskongress