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Präeklampsie Beschleunigte Entwicklung einer KHK im Auge behalten

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Leitlinien empfehlen bisher eine jährliche Kontrolle von Blutdruck, Body-Mass-Index und Blutglukose und entsprechende Gegenmaßnahmen bei Auffälligkeiten. Leitlinien empfehlen bisher eine jährliche Kontrolle von Blutdruck, Body-Mass-Index und Blutglukose und entsprechende Gegenmaßnahmen bei Auffälligkeiten. © natapetrovich – stock.adobe.com
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Nach einer Präeklampsie haben Frauen ein erhöhtes Risiko, frühzeitig eine koronare Herzkrankheit zu entwickeln. Das gilt besonders, wenn die Komplikation einer Früh- oder Totgeburt hinzukommt, wie Dr. Joel G. Ray vom St. Michael‘s Hospital, Toronto, und Koautoren anhand einer Kohortenstudie nachweisen konnten. Darin wurde untersucht, wie sich Frauen mit und ohne Präeklampsie-Vorgeschichte in Häufigkeit und Schweregrad der KHK objektiv voneinander unterscheiden. 

Eingeschlossen in die Analyse waren Frauen ohne vorbekannte Herzerkrankung mit einer Lebend- oder Totgeburt zwischen 2002 und 2020. Die Frauen wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe, die mindes­tens einmal eine Präeklampsie erlebt hatte, und eine Gruppe, bei der dies nicht der Fall war. 

Nach neun Jahren Follow-up hatten in der Präeklampsiegruppe doppelt so viele Frauen wie in der Gruppe ohne Präeklampsie eine angiografisch nachgewiesene KHK entwickelt (HR 2,07, adjustiert für andere Einflussfaktoren wie Diabetes oder Hypertonie). Bei Frauen mit Präeklampsie und Frühgeburt war das Risiko für eine KHK sogar etwa dreimal höher (HR 3,11), ebenso wie für Frauen mit Präeklampsie und Totgeburt (HR 2,8). Die KHK wies in der Präeklampsie-Gruppe zudem einen höheren Schweregrad auf. Es fand sich mehr als doppelt so häufig eine Mehrgefäßerkrankung (HR 2,61 für Zweigefäß- und HR 2,62 für Dreigefäßerkrankung) und doppelt so häufig eine Koronarstenose mit reduzierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion (HR 2,03). 

Wie die Autoren anmerken, könnten sich daraus Konsequenzen für das Monitoring von Präeklampsie-Patientinnen ergeben. Leitlinien empfehlen bisher eine jährliche Kontrolle von Blutdruck, Body-Mass-Index und Blutglukose und entsprechende Gegenmaßnahmen bei Auffälligkeiten. Ob dies aus­reicht, um die Entwicklung einer verfrühten KHK zu bremsen, ist unklar. Möglicherweise wäre es gerade bei Frauen, die als Komplikation der Präeklampsie eine Früh- oder Totgeburt erlebt haben, sinnvoll, zusätzlich eine nichtinvasive Bildgebung, z.B. eine CT-Angiografie (CCTA), einzusetzen.  

Die Studie ist die erste zu diesem Thema, in der die Koronarangiografie eingesetzt wurde, würdigen Prof. Dr. Monica Acevedo von der Päpstlichen Katholischen Universität Chile in Santiago und Kollegen in einem assoziierten Editorial. Sie trägt daher viel zu dem bisherigen Wissen über Präeklampsie und KHK-Risiko bei. Daten dazu, wie traditionelle kardiovaskuläre Risikofaktoren in der Follow-up-Zeit kontrolliert wurden, liefere die Studie aber nicht. Zukünftig sollten solche Daten erhoben werden. Besonders wichtig sei jedoch, Gynäkologen und Geburtshelfer für das Problem einer früh auftretenden KHK nach einer Präeklampsie zu sensibilisieren, damit sie die Frauen frühzeitig zum Kardiologen schicken. Denn die Präeklampsie ist nach der Geburt nicht vorbei, betonen die Autoren.

Quellen: 1.    Ray JG et al. Heart 2022;  DOI: 10.1136/heartjnl-2022-321513 / 2.    Avedo M et al. Heart 2022;  DOI: 10.1136/heartjnl-2022-321877