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Oropharynxkarzinom Biomarker im Praxistest

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Eine neue Methode zur Untersuchung von HPV-assoziierten Oropharynxkarzinomen könnte die Analyse von HPV-Tumor-DNA darstellen. Eine neue Methode zur Untersuchung von HPV-assoziierten Oropharynxkarzinomen könnte die Analyse von HPV-Tumor-DNA darstellen. © Mustafa – stock.adobe.com
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Ein nicht invasiver DNA-Test könnte künftig die Diagnose und Überwachung von HPV-assoziiertem Oropharynxkrebs erleichtern. Forschende haben nun überprüft, wie aussagekräftig die Ergebnisse im klinischen Praxisalltag sind.

Zwischen 80 % und 90 % aller neu diagnostizierten Oropharynxkarzinome liegt eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) zugrunde. Diese eigene Entität unterscheidet sich von nicht-HPV-assoziiertem Mundrachenkrebs hinsichtlich der Prognose und dem Ansprechen auf Therapien. Die Standardmethoden zum Nachweis und zur Überwachung von HPV-assoziiertem Oropharynxkrebs sind derzeit Biopsien, in Kombination mit klinischen Untersuchungen. Dieses Vorgehen ist nicht nur zeit­intensiv und für die Patient:innen unkomfortabel, sondern auch hinsichtlich der Genauigkeit limitiert. Eine vielversprechende Alternative stellt die Analyse von zirkulierender HPV-Tumor-DNA und tumor­gewebeverändernder viraler (tumor tissue-modified viral; TTMV) DNA im Blut dar.

Eine Arbeitsgruppe um Dr. ­Rocco M. ­Ferrandino von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York hat jetzt die Spezifität und Sensitivität dieses nichtinvasiven Verfahrens unter Praxisbedingungen untersucht. In ihre retrospektive Beobachtungsstudie schlossen die Forschenden 399 Oropharynxkarzinom-Patient:innen des Mount Sinai Health Systems ein, bei denen zwischen April 2020 und September 2022 ein TTMV-HPV-DNA-Test durchgeführt wurde. Sie teilten die Erkrankten in eine Diagnosekohorte (Test vor Beginn der Primärtherapie) und in eine Überwachungskohorte (mindestens ein Test nach Abschluss der definitiven oder Salvagetherapie) ein. 

Von den 163 Teilnehmenden in der Diagnosekohorte wiesen 93,3 % ein HPV-assoziiertes Oropharynxkarzinom auf. Hier betrug die Sensitivität des TTMV-HPV-DNA-Tests 91,5 % und die Spezifität 100 %. In der Überwachungskohorte wurden insgesamt 591 Tests bei 290 Personen durchgeführt, von denen 23 ein Rezidiv erlitten. Der TTMV-HPV-DNA-Test wies die Rezidive mit einer Sensitivität von 88,4 % und einer Spezifität von 100 % nach. Der positive Vorhersagewert belief sich auf 100 % (38 von 38 Tests), der negative Vorhersagewert auf 99,1 % (548 von 553 Tests). Im Mittel verstrichen 47 Tage zwischen einem positiven TTMV-HPV-DNA-Test und der pathologischen Bestätigung.

Trotz der Spezifität von 100 % ist aus Sicht der Autor:innen eine prospektive Studie zur Validierung des Tests nötig. Verbesserungsbedarf besteht vor allem hinsichtlich der Sensitivität. Ausgehend von der hier festgestellten Sensitivität von 91,5 % in der Diagnosekohorte und 88,4 % in der Überwachungskohorte wäre fast einer von zehn negativen TTMV-HPV-DNA-Tests bei Patient:innen mit HPV-assoziiertem Oropharynxkarzinom falsch-negativ.

Quelle: Ferrandino RM et al. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2023; DOI: 10.1001/jamaoto.2023.1937