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Eisenmangel Blut und Speicher füllen!

Autor: Stephanie Käufl/Dr. Elke Ruchalla

Ein Eisenmangel ist nicht immer gleich ersichtlich. Daher sollte bei bestimmten Erkrankungen gezielt danach geschaut werden. Ein Eisenmangel ist nicht immer gleich ersichtlich. Daher sollte bei bestimmten Erkrankungen gezielt danach geschaut werden. © HNFOTO – stock.adobe.com
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Jeder zweite Patient mit einer chronisch-entzündlichen Erkrankung hat einen Eisenmangel. Der erhöht unabhängig von der Grunderkrankung Morbidität und Mortalität. Erkennen und supplementieren ist deshalb die Devise, damit sich die Prognose der Betroffenen verbessert.

Viele Erkrankungen, die mit einer chronischen (sub-)akuten Entzündung verbunden sind, gehen mit einem erniedrigten Eisenspiegel einher. Besonders häufig trifft das zu auf chronische Herz- und Niereninsuffizienz, Malignome und entzündliche Darmerkrankungen, schreiben Dr. Patrice Cacoub, Groupe Hospitalier Pitié-Salpêtrière in Paris und Kollegen. Die Ursachen dafür reichen von Blutverlusten, systemischer Entzündung, medikamentösen Nebenwirkungen bis hin zu krankheitsspezifischen Faktoren. 

Mit allgemeiner Erschöpfung, Stimmungsstörungen und kognitiven Einschränkungen fallen die Beschwerden des Eisenmangels meist unspezifisch aus. Deshalb werden sie häufig der zugrunde liegenden Erkrankung zugeschrieben und das Defizit gar nicht erkannt. Um dies zu vermeiden, empfiehlt Dr. Cacoub, Patienten mit chronischen entzündlichen Erkrankungen aktiv auf Eisenmangel hin zu untersuchen und, wenn nötig, entsprechend zu behandeln.

Besonders häufig ist der Eisenmangel bei der chronischen Herzinsuffizienz (CHF). Eisenarme CHF-Patienten haben ein deutlich höheres Sterberisiko als ihre normwertigen „Kollegen“. Dieser Zusammenhang ist unabhängig davon, ob zusätzlich eine Anämie besteht oder nicht. Auch klinisch wirkt sich der Eisenmangel aus: Die Strecke, die Betroffene beim Sechs-Minuten-Gehtest zurücklegen, ist bei subnormaler Transferrinsättigung (TSAT) kürzer. Dass die Supplementierung von Eisen den klinischen Zustand von Herzinsuffizienzpatienten verbessert und ihre Leistungsfähigkeit erhöht, konnten zahlreiche Studien zeigen. Behandelt werden soll bei einer LVEF ≤ 45 % und gleichzeitigem Eisenmangel (Serum-Ferritin < 100  µg/L oder Serum-Ferritin zwischen 100 und 299 µg/L und TSAT < 20%). 

Auch bei chronischer Niereninsuffizienz haben Patienten mit Eisenmangel eine höhere Mortalität. Das gilt sowohl für diejenigen, die sich regelmäßig einer Dialyse unterziehen müssen, als auch für nicht Dialysepflichtige. Die Empfehlungen, bei welchen Werten eine intravenöse Eisentherapie zu starten ist, hängen von der Dialysepflicht ab und davon, ob das Hb (ohne Erythropoetin) angehoben werden soll. Sowohl für Dialyse- als auch für Nicht-Dialysepatienten dürfen eine TSAT von 30 % und Serum-Ferritin-Werte von 500 ng/ml nicht überschritten werden.

Bei Malignomen findet sich ein Eisenmangel – vor allem als Eisenmangelanämie – häufiger in fortgeschritteneren Stadien kolorektaler Karzinome, bei schlechtem Ansprechen auf eine Chemotherapie und bei schnellerer Tumorprogression. Außerdem scheint ein Eisendefizit mit der Invasivität der Darmtumoren assoziiert zu sein. Bei einem pT-Stadium 4 ist ein Eisenmangel mehr als viermal so häufig wie im Stadium 1. Zum oralen oder intravenösen Eisenersatz raten die Onkologen bei absolutem Eisenmangel (Serum-Ferritin < 30 ng/ml und Transferrinsättigung < 20%). Bei funktionellem Eisenmangel (Serum-Ferritin 30–500 µg/L und TSAT < 20%) und gleichzeitiger Erythropoetintherapie soll das Eisen intravenös verabreicht werden. Zu bedenken ist bei der Supplementierung jedoch, dass Eisen auch das Tumorwachstum fördert. Langzeitstudien über Wirksamkeit und Sicherheit einer Eisentherapie bei Malignomen müssen hier Klarheit schaffen. 

Blutverluste, Malnutrition, Absorptionsstörungen und Darmresektionen führen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sehr häufig zu Eisenmangel und Eisenmangelanämie. Oft ist eine schwere Fatigue die Folge. Trotzdem wird die Anämie bei etwa der Hälfte der betroffenen Patienten nicht behandelt. Empfohlen wird die Eisensupplementierung prinzipiell bei allen Patienten mit CED und Eisenmangel. Ob oral oder parenteral hängt vom Ausmaß einer bestehenden Anämie und der Aktivität der Erkrankung ab. Inwieweit die Eisentherapie die CED-Symptomatik bessert, ist allerdings noch unklar.

Quelle: Cacoub P et al. J Intern Med 2022; DOI: 10.1111/joim.13503