
Die kardiovaskuläre Kristallkugel Bluttest zeigt Herzrisiken der nächsten zwanzig Jahre

Wer bei der Primärprävention von kardiovaskulären Erkrankungen auf Nummer sicher gehen will, sollte bei seinen Patientinnen und Patienten insbesondere drei Laborwerte im Blick haben: LDL-Cholesterin, hochsensitives C-reaktives Protein (hsCRP) und Lipoprotein(a) (Lp[a]). Die Ergebnisse der EPIC-Norfolk-Studie zeigen, dass schon die einmalige Bestimmung dieser drei Biomarker bei Erwachsenen eine robuste Prognose zu kardiovaskulären Ereignissen über zwei Jahrzehnte hinweg erlaubt.
In der prospektiven Kohortenstudie wurden die Daten von 17.087 Männern und Frauen ausgewertet, die zu Studienbeginn ohne manifeste kardiovaskuläre Erkrankung waren. Die Wissenschaftlergruppe um Prof. Dr. Jordan Kraaijenhof bestimmte die Serumwerte von LDL-C, hsCRP und Lp(a) der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und beobachtete sie über einen Zeitraum von gut 20 Jahren nach. Primärer Studienendpunkt war das Auftreten eines ersten MACE (major adverse cardiovascular event), definiert als koronare Herzkrankheit oder ischämischer Schlaganfall.
Alle drei Marker zeigten eine signifikante Assoziation mit dem Risiko für MACE. Besonders deutlich war der Zusammenhang beim LDL-C (Hazard Ratio, HR, 1,78; höchstes vs. niedrigstes Quintil), gefolgt von hsCRP (HR 1,55) und Lp(a) (HR 1,19). Waren mehrere Marker erhöht, stieg auch das MACE-Risiko für die betroffenen Personen an, wie das Autorenteam berichtet. Ein einzelner erhöhter Wert bedeutete eine Risikoerhöhung für MACE von 1,33, zwei erhöhte Marker entsprachen einer HR von 1,68. Bei drei auffällig hohen Werten lag die HR bei 2,41.
Frühe Risikoeinschätzung könnte sich auszahlen
Die Daten replizieren frühere US-Ergebnisse und liefern eine solide Grundlage für eine breitere Anwendung in der hausärztlichen Praxis, schreiben Prof. Kraaijenhof et al. Aufgrund der Ergebnisse plädieren sie für ein universelles einmaliges Screening in der primären Prävention von Herz- und Kreislauferkrankungen. Besonders bemerkenswert: Die Aussagekraft der Marker blieb über zwei Jahrzehnte stabil – was ein starkes Argument für die frühzeitige Risikostratifizierung ist. mil
Quelle: Kraaijenhof JM et al. Eur Heart J 2025; doi: 10.1093/eurheartj/ehaf209