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Ekzem-Basistherapeutika Brandgefährliche Körperlotionen

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Lotionen halten in Kombination mit Textilien ungeahnte Energien bereit. Lotionen halten in Kombination mit Textilien ungeahnte Energien bereit. © eevl – stock.adobe.com
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Da bekommt der Begriff „Brandsalbe“ eine ganz neue Bedeutung: Eine großzügige Körperpflege mit Emollienzien kann in Verbindung mit eher seltenem Garderobenwechsel zu wahrhaft brenzligen Situationen führen.

Eine heikle Nebenwirkung, die hautpflegende Lotionen, Cremes oder Salben unter bestimmten Umständen mit sich bringen, ist den allerwenigsten bewusst – nämlich die Feuergefahr. Zwar sind die Produkte selbst nicht entflammbar, weder in ihren Behältnissen noch auf der Haut. Aber sie bleiben z.B. an der Bekleidung oder dem Bettzeug haften, wo sie sich mit der Zeit ansammeln können. Dort wirken sie als Brandbeschleuniger, wenn das solcherart angereicherte Textil mit einer offenen Flamme in Berührung kommt.

Das war einem 72 Jahre alten Mann passiert, der mit Verbrennungen am Oberkörper in die Notaufnahme kam. Im Pyjama hatte er eine letzte Zigarette vor dem Zubettgehen rauchen wollen. Der Glimmstängel war dabei in Kontakt mit dem Ärmel seines Schlafanzugs gekommen, der binnen Sekunden lichterloh brannte. Ursache der Katastrophe war ganz offensichtlich eine Pflegelotion, die der Senior wegen eines Ekzems regelmäßig großflächig auf der Haut aufbrachte.

Im schlimmsten Fall kommen die Menschen, denen ein solches Missgeschick geschieht, zu Tode. Berichten aus England zufolge hat es dort zwischen 2010 und 2018 mehrere Dutzend Feuertote im Zusammenhang mit Hautpflegeprodukten gegeben.

Alle Emollienzien tragen dieses Risiko in sich, ungeachtet ob sie Paraffin oder ähnliches enthalten oder nicht. Auch die Art der beteiligten Textilfasern spielt anscheinend eine Rolle: Derart imprägniert scheint reine Baumwolle schneller in Flammen aufzugehen als Baumwoll-Polyester-Mischgewebe.

Wenn Hautpflegemittel großflächig und häufig aufgetragen werden und gleichzeitig die Kleidung eher selten gewechselt und gewaschen wird, kann schon der Funke eines Streichholzes ohne weiteres einen Brand auslösen. Menschen, die etwa wegen Demenz oder aufgrund eingeschränkter Beweglichkeit nicht in der Lage sind, schnell und angemessen zu reagieren, sind dann besonders gefährdet.

Um vorzubeugen, sollte man mit Patienten, die Emollienzien nutzen oder denen man die Anwendung entsprechender Produkte nahelegt, über das Brandrisiko sprechen. Man sollte ihnen erklären, warum sie sich dann von offenen Flammen fernhalten müssen, nicht rauchen und nicht mit weitgeschnittener Garderobe und wehenden Ärmeln am Herd hantieren sollen.

Letzte Reste der Hautpflegemittel bleiben übrigens auch nach dem Waschvorgang in den Klamotten haften. Somit lässt sich die rückstandsbedingte Feuergefahr durch den regelmäßigen Wäsche- und Kleiderwechsel zwar verringern, nicht aber komplett beseitigen.

Quelle: Ridd MJ et al. BMJ 2022; 376: e066102; DOI: 10.1136/bmj-2021-066102