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Brustkrebs-DiGA Unterstützung to go

Autor: Lara Sommer

Sollten zukünftig E-Health-Anwendungen in die Betreuung von Brustkrebserkrankten und -überlebenden miteinbezogen werden? Sollten zukünftig E-Health-Anwendungen in die Betreuung von Brustkrebserkrankten und -überlebenden miteinbezogen werden? © tippapatt – stock.adobe.com
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38 Mammakarzinom-Patient:innen testeten die PINK! Coach-App für zwölf Wochen. Innerhalb dieses Zeitraums verbesserten sich verschiedene Parameter, darunter die psychologische Belastbarkeit, signifikant und der Effekt korrelierte mit der Nutzungsdauer der Anwendung.

Eine Brustkrebsdiagnose und die darauffolgenden Therapien sind mit psychologischen Belastungen verbunden. Wissenschaftler:innen um ­Josefine Wolff von der LMU München beobachteten in einer Pilotstudie, wie sich die PINK! Coach-App auf das psychische Wohlbefinden von Betroffenen mit Mammakarzinomen sowie deren krankheitsassoziierte Fatigue auswirkt. Patient:innen mit Tumoren unterschiedlicher Histologien und in verschiedenen Erkrankungsstadien wurden 2:1 auf Interventions- und Kontrollgruppe aufgeteilt.

Erstere erhielt sofort Zugang zu PINK!, Letztere erst nach Ende des Beobachtungszeitraums. 39 der Teilnehmenden durchliefen während der Studie eine Chemotherapie, 21 befanden sich in der Nachsorge. Die Forschenden erhoben nach vier, acht und zwölf Wochen verschiedene Patient-reported Outcomes (PRO) über Fragebogen. Zusätzlich werteten sie Parameter wie die Nutzungszeit der App aus.
Der primäre Endpunkt bestand im PHQ-9-Score, einem PRO-Werkzeug für depressive Symptome. Die psychologische Belastung der App-Nutzer:innen ging im Durchschnitt um 32,9 % des Ausgangswertes zurück (Cohen’s d 0,8; p < 0,01). Ein Effekt ließ sich insbesondere bei Patient:innen beobachten, die die DiGA in den zwölf Wochen länger als 200 Minuten nutzten. Diese Subgruppe verbrachte im Mittel 10,4 Minuten pro Tag mit der Anwendung. Bei Teilnehmenden, die die App nicht oder in geringerem Umfang nutzten, bestand kein signifikanter Unterschied zwischen dem initialen Ergebnis und dem nach drei Monaten.

PINK! Coach

Die App stellt multimediale Inhalte zu Themen wie Ernährung, körperlicher Aktivität und psychischer Gesundheit bereit. Nutzer:innen erhalten wechselnde Tagesziele aus diesen Bereichen und können darüber hinaus z.B. Rat zum Umgang mit Nebenwirkungen einholen und an Achtsamkeitsübungen gegen Stress teilnehmen. Insgesamt besteht das Ziel darin, Patient:innen zu günstigen Lebensstiländerungen zu bewegen.
Das BfArM nahm Pink! Coach am 27.6.2022 vorläufig ins DiGA-Verzeichnis auf. Ärzt:innen dürfen die Anwendung seitdem volljährigen Erkrankten jeden Geschlechts mit der Diagnose Mammakarzinom verschreiben.

Neue Perspektiven

Auch auf Erschöpfungssymptome wirkte sich PINK! moderat, aber signifikant aus (Cohen’s d 0,2; p < 0,01). Dies entsprach einer durchschnittlichen Reduktion des Ausgangswertes um knapp ein Fünftel. Noch deutlicher gestaltete sich die Besserung der Symptome, wenn man nur Personen in aktiver Behandlung betrachtete. Außerdem profitierten Patient:innen mit langer Nutzungszeit der App sowie hohen Ausgangswerten subjektiver Erschöpfung mehr. Berichteten Erkrankte von einer ausgeprägten Fatigue, korrelierte dies auch mit einer geringeren körperlichen Aktivität. Insgesamt stieg diese bei den DiGA-Nutzer:innen um 63,9 %.

Die Wissenschaftler:innen schlussfolgerten, dass digitale Lebensstilinterventionen wie PINK! eine vielversprechende Möglichkeit darstellen, psychologisches Wohlbefinden, Lebensqualität, Erschöpfung und körperliche Aktivität zu verbessern. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass Patient:innen in allen Stadien der Erkrankung und Behandlung von solchen Anwendungen profitieren können.

Die Autor:innen sehen Potenzial darin, zukünftig E-Health-Anwendungen in die Betreuung von Brustkrebserkrankten und -überlebenden einzubeziehen, geben aber auch zu, dass noch Forschungsbedarf besteht. So schließe diese Pilotuntersuchung nicht ausreichend Teilnehmer:innen ein, um zuverlässige Aussagen über die Effizienz von PINK! zu treffen. Deshalb führen die Verantwortlichen bereits eine größere, multizentrische Studie zu der Anwendung in deutschen Brustkrebszentren durch.

Quelle:
Wolff J et al. Breast Care 2023; DOI: 10.1159/000531495