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Ferritinmangel Das heiße Eisen anpacken

ESC 2023 Autor: Dr. Anja Braunwarth

Die orale Gabe von Eisen zeigte bisher keinen Nutzen, eine  i.v. Gabe hingegen schon. Die orale Gabe von Eisen zeigte bisher keinen Nutzen, eine i.v. Gabe hingegen schon. © dbalinda – stock.adobe.com
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Geringere Belastbarkeit und schlechtere Prognose: Das erwartet Patienten mit Herzinsuffizienz, wenn sie einen Eisenmangel entwickeln. Der Ausgleich des Defizits ist kein Allheilmittel, kann aber doch Gutes bewirken. 

Mehr als die Hälfte aller Patienten mit Herzinsuffizienz weist einen Eisenmangel auf, erklärte Prof. Dr. ­Stephan von ­Haehling vom Herzzentrum der Universitäts­medizin Göttingen. Menschen mit akutem Herzversagen sind häufiger betroffen als diejenigen mit einer chronischen kardialen Schwäche; und nicht zwangsläufig kommt es zur Anämie. Das Defizit kann zum einen durch schlecht gefüllte Speicher entstehen, z.B. aufgrund von Malabsorption/-nutrition oder gastrointestinale Blutverluste. Oder es beruht auf einer unzureichenden Mobilisierung des Spurenelementes durch inflammatorische Prozesse. Als Marker für die Speicherbestände fungiert das Ferritin, Auskunft über die Eisennutzung gibt die Transferrinsättigung (TSAT). 

Eisenmangel beeinträchtigt die Mitochondrienfunktion

Bei Gesunden beginnt ein Eisenmangel bei Ferritinwerten < 30 ng/ml. Bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz wird er allgemein definiert als Ferritin < 100 ng/ml oder Werten zwischen 100 und 299 ng/ml, wenn gleichzeitig die TSAT unter 20 % liegt. Der Mangel beeinträchtigt unter anderem die Funktion der Mitochondrien, sie produzieren dann weniger Energie. Klinisch trägt das zur eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit herzinsuffizienter Patienten bei, ein Ausgleich scheint sich einigen Studien zufolge darauf günstig auszuwirken, sagte Prof. von Haehling.   

Das Eisendefizit beeinflusst aber nicht nur die Belastbarkeit. Es verschlechtert zudem kognitive Funktionen, erhöht die Gefahr von Hospitalisierungen und steigert Morbidität und Mortalität, betonte Prof. Dr. ­Andrew ­Sindone, Heart Failure Unit and Department of Cardiac Rehabilitation am Concord Hospital in Sydney. Während eine orale Substitution bislang keinen klinischen Nutzen zeigte, fanden sich in mehreren Studien positive Effekte einer i.v. Gabe, nicht nur auf die körperliche Leistungsfähigkeit, sondern auch auf Lebensqualität, kardiovaskuläre Endpunkte und Mortalität. Prof. Sindone mahnte daher dazu, bei Herzinsuffizienten regelmäßig die Parameter des Eisenstoffwechsels zu prüfen und ggfs. zu intervenieren. 

Zu viel Eisen tut dem Herzen allerdings genauso wenig gut wie der Mangel, erinnerte Dr. ­Josep ­Comin-Colet von der kardiologischen Abteilung am Universitätsklinikum Bellvitge in L’Hospitalet de Llobregat. Zur Überladung kommt es z.B. durch Transfusionen oder bei der primären Hämochromatose. Mögliche Folge ist eine Kardiomyopathie (Iron Overload Cardiomyopathy, IOC), meist vom dilatativen, seltener vom restriktiven Phänotyp. Neben den klassischen Biomarkern Ferritin und TSAT liefert die kardiale MRT wichtige Hinweise für Dia­gnostik und Verlauf. Die über die Relaxometrie in der T2-gewichteten MRT gesteuerte Eisenchelattherapie nannte Dr. Comin-Colet den Schlüssel zur Prävention und zum Management der IOC. Daneben muss natürlich die Behandlung der Grunderkrankung und der Herzinsuffizienz nach den allgemeinen Prinzipien erfolgen.

Quelle: European Society of Cardiology (ESC) Congress 2023