Anzeige

Neuroendokrine Tumoren Das Wichtigste zum Management neuroendokriner Tumoren

Autor: Nils Bröckelmann

Im endoskopischen Ultraschall (EUS) ist die Läsion meist in der tiefen Mukosa und Submukosa zu verorten. Im endoskopischen Ultraschall (EUS) ist die Läsion meist in der tiefen Mukosa und Submukosa zu verorten. © magicmine – stock.adobe.com
Anzeige

Neuroendokrine Tumoren (NET) sind Tumoren, über die man häufig als Zufallsbefund stolpert, die sich aber auch durch teils komplexe Symptome bemerkbar machen können. Je nach Lokalisation der NET unterscheidet sich die Therapie erheblich.

Dr. Julie Yang von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York und Dr. Michelle­ Kim  von der Cleveland Clinic in Cleveland sind sich sicher: Als Gastroenterologe wird man früher oder später mit NET zu tun haben. Zumal die Inzidenz des Tumors steigt. Die Tumoren können lange asymptomatisch bleiben. So kommt es meist erst dann zum Karzinoid-Syndrom, wenn sich Metastasen bilden. Auch Beschwerden wie Bauchschmerz, Blutungen oder Darmverschlüsse treten meist erst in späten Stadien auf. Häufig sind NET Zufallsbefunde. Endoskopisch imponiert der NET typischerweise als feste, unverschiebbare, polypoide oder runde Neoplasie – teilweise mit gelblicher oder rötlicher Schattierung. Der Tumor kann von Schleimhaut bedeckt sein oder in der Mitte eine Erosion oder Eindellung aufweisen. 

Chromogranin A eignet sich nicht für das Screening

Im endoskopischen Ultraschall (EUS) ist die Läsion meist in der tiefen Mukosa und Submukosa zu verorten, gut abgrenzbar und hypoechogen. Endoskopisch kann man aggressive Tumoren nicht von weniger malignen unterscheiden. Dazu bedarf es der bioptischen Sicherung. Auch in MRT oder CT stößt man teilweise unerwartet auf die Tumoren. Chromogranin A wird gern als Marker eingesetzt. Allerdings sind Sensitivität und Spezifität für das Screening nicht ausreichend.

Hat man den Tumor biopsiert, folgt das Grading: Bei den NET beruht es vor allem auf dem Ki-67-Index und der Mitoserate. Patienten mit G2- und G3-NET gehören den Autorinnen zufolge in ein Zentrum. Raumforderungen im Magen und Duodenum lassen sich häufig lokoregional mit dem Endoskop, endosonografisch und mittels Biopsie stagen. Die Tumoren variieren erheblich in ihrem biologischen Verhalten. Die mit 70–80 % häufigsten Typ-I-NET im Magen kommen typischerweise bei der atrophen Gastritis vor und haben die beste Prognose. Im Vergleich dazu sind Typ-II- und vor allem Typ-III-Tumoren teilweise deutlich maligner. Typ-III-NET sind meist singuläre Raumforderungen ohne Veränderungen des Gastrinhaushalts. Je nach Befund können sie endoskopisch abgetragen werden, in einigen Fällen muss auch der Chir­urg ans Werk. 

Bei den Dünndarmtumoren nehmen die duodenalen eine Sonderrolle ein: Sie können gerade bei kleinem Befund < 1 cm häufig endoskopisch abgetragen werden. Dagegen ist bei NET im Jejunum oder Ileum die OP die erste Wahl, auch weil in etwa 20 % der Fälle multifokale Befunde vorliegen. Außerdem ist eine Schnittbildgebung mit CT oder MRT und funktioneller Bildgebung wie PET-CT notwendig, erklären die Autorinnen. Insgesamt sei es schwierig, die Tumoren zeitig aufzuspüren, auch weil die kleinen Primärtumoren in der Bildgebung nicht immer einfach zu entdecken seien.

Auf NET im Rektum stößt man oft beim Darmkrebsscreening

Beim Darmkrebsscreening stößt man immer wieder auf rektale NET. Diese sollte man biopsieren und ggf. tätowieren, sodass man den Befund bei der definitiven Resektion wiederfinden kann. Im Rektum kann man meist mittels EUS stagen – dabei kann man auch abschätzen, ob die endoskopische Entfernung machbar ist. Laut den Autorinnen ist bei Tumoren unter einem Zentimeter die endoskopische Abtragung üblich, während Befunde über 2 cm eher operiert werden.

Quelle: Yang J, Kim MK. Am J Gastroenterol 2023; 118: 606-609; DOI: 10.14309/ajg.0000000000002107