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Handfalle Handy Daumen im Dauereinsatz

Autor: Bianca Lorenz

Wer viel auf dem Handy tippt, sollte besser zwei Daumen benutzen. Wer viel auf dem Handy tippt, sollte besser zwei Daumen benutzen. © Mirko Vitali – stock.adobe.com
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Das Smartphone ist heutzutage die Schaltzentrale unserer Kommunikation und Information. Kaum einer, der nicht täglich dort im Internet surft oder Nachrichten in die Welt schreibt. Was raten, wenn Patienten über Schmerzen am Daumen klagen?

Zum Tennisarm gesellt sich seit einiger Zeit der Handydaumen. Das liegt an der ständigen Bewegung des kürzesten Fingers auf der winzigen Bildschirmtastatur. „Für die meisten ist das Handy nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Immer wieder führt das viele Schreiben von Nachrichten zu schmerzhaften Entzündungen der Sehnen am Daumen“, sagt Prof. Dr. Andreas Halder, stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) sowie Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Operative Orthopädie der Sana Kliniken Sommerfeld zum Tag der Hand am 1. März.

Unnatürliche Bewegung

Im Durchschnitt fliegen in Deutschland vier Stunden täglich die Daumen übers Display. Was so selbstverständlich scheint, ist in Wahrheit eine Fehlhaltung wider die Natur. Schließlich sind die Daumen zum Greifen konzipiert. „Eine kräftige Beugung des Daumens ist dabei natürlich, eine Streck- oder Abspreizbewegung wie bei der Handy-Nutzung auf Dauer jedoch nicht“, sagt Prof. Halder.

Der Zusammenhang zwischen Vieltexten auf dem Handy und Sehnenscheidenentzündungen des langen Daumenstreckers und -spreizers ist wissenschaftlich belegt. Das Entzündungsrisiko bei intensiver Nutzung ist fast siebenfach höher als bei normalem oder geringem Konsum. Daumen, die schmerzen, sollte man schonen. Andernfalls könnten die Schmerzen chronisch werden und sich auf die Greifbewegung der ganzen Hand ausdehnen. Das bloße Auf- und Zuknöpfen von Hemden oder Blusen wird dann zum Problem.

Kleine Hände haben’s schwerer

Der orthopädische Hintergrund: Schnelles Tippen überlastet Gelenke und Sehnen. Wer dazu nur einen Daumen benutzt, muss diesen oft quer über das ganze Display strecken, um Buchstaben und Zahlen zu erreichen. Je größer das Display, desto anstrengender wird die Angelegenheit. Menschen mit kleinen Händen haben es noch mal schwerer, denn sie müssen das Handy häufiger kippen. Die Muskeln des Daumenstreckers sind entsprechend aktiver.

Kleine Tastenfelder auf dem Display zwingen die Hand, den Daumen steiler zu halten. Das beansprucht den Daumenbeuger stärker als gewöhnlich. Trick: Im Stehen fällt das Tippen leichter als im Sitzen, weil das Handgelenk mehr Bewegungsfreiheit hat. Im Sitzen sollte man den Unterarm ablegen. Dann hat es der Daumen leichter. Auch sollte man das Handy locker statt fest in den Händen halten. Das bietet den Daumengelenken mehr Bewegungsfreiraum.

Diagnose und Therapie

Bei Schmerzen im Daumengelenk kann der Finkelstein-Test erste Anhaltspunkte für den Handydaumen geben: Meist werden die Schmerzen stärker, wenn man den Daumen in die Handfläche legt und die Hand in Richtung Kleinfinger beugt. In schweren Fällen hilft eine Ultraschall- oder MRT-Untersuchung bei der Abklärung.

„Die gute Nachricht ist, dass in den allermeisten Fällen keine Operation nötig ist. Der Arzt kann Physiotherapie verordnen, ein Schmerzmittel oder eine Kortisoninjektion geben“, sagt Dr. Thomas Brockamp aus der Sektion Prävention der DGOU und Handchirurg in Münster.

Ansonsten gilt: den Daumen schonen und die Handynutzung reduzieren. Pausen zwischendurch mit Dehnübungen sind ebenso wichtig wie bewusst die Tippgeschwindigkeit zu verringern. Auch sollten Vielnutzer beim Tippen beide Daumen benutzen, um die Belastung des einzelnen zu mindern.

Quelle: Pressemitteilung der DGOU