Atopische Dermatitis Emollienzien-Pflege senkt Neurodermitis-Risiko

Autor: Susanne Meinrenken

Studienergebnisse belegen, dass die tägliche Hautpflege mit Emollienzien das Neurodermitis-Risiko bei Neugeborenen um 16% senken kann.
Studienergebnisse belegen, dass die tägliche Hautpflege mit Emollienzien das Neurodermitis-Risiko bei Neugeborenen um 16% senken kann. © detailblick-foto – stock.adobe.com

Tägliches Eincremen kann das Risiko für atopische Dermatitis reduzieren. CASCADE-Studie zeigt: Besonders Kinder ohne Familienrisiko profitieren.

Wahrscheinlich begünstigt eine beeinträchtigte Hautbarriere die Entwicklung einer atopischen Dermatitis (AD). Proaktive Interventionen mit dem Ziel, die Hautbarriere zu stärken und so die AD-Inzidenz zu senken, waren daher Gegenstand zahlreicher Studien, mit allerdings widersprüchlichen Ergebnissen.

Die bisherige Forschung konzentrierte sich meist auf Hochrisiko-Kinder, also in der Regel solche mit positiver atopischer Familienanamnese, schreiben Dr. Eric Simpson von der Oregon Health & Science University in Portland und sein Team. Sie untersuchten daher insgesamt 1.247 Neugeborene – nicht bezüglich ihres AD-Risikos ausgewählt – aus 25 ländlichen und städtischen Kliniken. Ausgeschlossen aus der CASCADE-Studie wurden Frühgeborene (< 25. Gestationswoche) sowie Säuglinge mit Immunschwäche, geringem Geburtsgewicht (< 1.000 g) oder solche, die bereits an einem Ekzem litten.

Die Frage, die sich das Team stellte, war, ob die tägliche Hautpflege mit einem ärztlich empfohlenen Emolliens zur Stärkung der Hautbarriere einer AD vorbeugen kann. Daher wurden die Kinder in einem mittleren Alter von knapp 24 Tagen gleichmäßig in eine Interventions- und eine Kontrollgruppe randomisiert. Die Behandlung bestand darin, dass die Kinder ab einem Alter von neun Wochen bis zum Alter von zwei Jahren täglich mit Emollienzien (fünf standen zur Auswahl) am gesamten Körper eingecremt wurden. Die Eltern aus der Kontrollgruppe sollten nicht eincremen – falls nicht anderweitig als notwendig erachtet (trockene Hautstellen o. ä.). Allen Eltern wurde empfohlen, den Nachwuchs zweimal wöchentlich mit einer milden Seife (nicht weiter definiert) zu baden; sie sollten zudem regelmäßig über unerwünschte Wirkungen oder eine eventuelle AD-Diagnose berichten.

Nach zwei Jahren war bei 36 % der Kinder aus der Interventionsgruppe eine AD ärztlich diagnostiziert worden, in der Kontrollgruppe bei 43 %. Dies entspricht einem relativen Risiko (RR) von 0,84. Während die Intervention für Hochrisikokinder einen schwächeren Vorteil bot, schienen im Vergleich zur Kontrollgruppe von der Hautpflege vor allem diejenigen ohne erhöhtes AD-Risiko (RR 0,75) zu profitieren. Hautinfektionen, Nahrungsmittelallergien oder andere Nebenwirkungen traten in beiden Gruppen etwa gleich häufig auf.

Warum die CASCADE-Studie im Gegensatz zu früheren Untersuchungen einen Vorteil zeigt, erklären sich Forschende von der Universität Toronto und dem Imperial College London unter anderem mit dem Setting. Zum einen war die Kohorte sehr divers und es wurden auch Kinder ohne AD-Risiko eingeschlossen. Zum anderen erfolgte die Randomisierung nicht direkt nach der Geburt sondern erst nach 24 Tagen (60 % waren zuvor bereits eingecremt worden), gleichzeitig wurde die Intervention mindestens ein Jahr länger als in die meisten anderen Studien fortgeführt. Trotz dieser Hinweise auf eine gut verträgliche, praktikable Intervention sollten vor einer generellen Pflege-Empfehlung weitere Studien und Vergleichsanalysen abgewartet werden. Beruhigend finden die Forschenden allerdings, dass es in dieser gemischten Kohorte keine Hinweise auf vermehrte Infektionen durch das Eincremen gab.

Auf den Hund gekommen?

CASCADE zeigte, dass das Eincremen einen zusätzlich protektiven Effekt haben kann, wenn es einen Hund in der Familie gibt (RR 0,68 im Vergleich zur Kontrolle). Diesem Ergebnis sollte genauer nachgegangen werden, schreiben die Forschenden aus Toronto und London. Das Vorhandensein eines Hundes könnte auch nur ein Indikator für einen familiären Lebensstil sein, der durch andere Entscheidungen und Verhaltensweisen mit dem Auftreten eines atopischen Ekzems korreliert.

1.Simpson EL et al. JAMA Dermatol 2025; 23: e252357; doi: 10.1001/jamadermatol.2025.2357
2.Sibbald C et al. JAMA Dermatol 2025; doi: 10.1001/jamadermatol.2025.2354