Das Geheimnis des Antoniusfeuers Der Zorn Gottes – ein Pilz

Autor: Martin Glauert

„Secale cornutum“ befällt mit Vorliebe bei nass-feuchtem Klima das Getreide. „Secale cornutum“ befällt mit Vorliebe bei nass-feuchtem Klima das Getreide. © Ruckszio - stock.adobe.com

Ein Gespenst geht um in Europa im Jahre des Herrn 1095. Heimtückisch überfällt es die Menschen in diesem nassen Sommer. Gestern noch gesund, schreien sie heute vor Schmerzen und werden von Krämpfen geschüttelt. Arme und Beine laufen feuerrot an, werden blau, dann schwarz und sterben schließlich ab. Harmlose, einfältige Bauern führen plötzlich verrückte Veitstänze auf und reden wirr von Flammen und fliegenden Drachen. Entsetzt und ratlos stehen die Nachbarn dabei, und ebenso ratlos sind auch die Ärzte. Verzweifelt schreien die Befallenen, sie würden innerlich verbrennen. Deshalb nennen die Doctores diese geheimnisvolle Krankheit kurzerhand "ignis sacer", das "Heilige Feuer".

Heute kennen wir den Auslöser der Erkrankung, die im Mittelalter ganze Landstriche heimsuchte. Er wirkt auf den ersten Blick harmlos und trägt sogar einen sympathischen Namen: das Mutterkorn. Schwarz und nicht einmal einen halben Zentimeter groß, hockt der pilzartige Parasit mitten in einer goldenen Roggenähre. "Secale cornutum" befällt mit Vorliebe bei nass-feuchtem Klima das Getreide. Im Mittelalter verarbeitete man ungesiebt die ganze Ähre, damit ahnungslos auch das hochgiftige Mutterkorn. Da Mehlsuppe und Brot damals die wichtigsten Nahrungsmittel für die einfachen Leute waren, verbreitete sich die Krankheit wie eine Epidemie. Das darin enthaltene Ergotamin führte zu einer schmerzhaften…

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