Inflammatorische Arthritiden Die Erkrankung selbst in die Hand nehmen

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Mithilfe eines Neun-Punkte-Plans können Patienten mit entzündlichen Gelenkerkrankungen lernen, ihre Krankheit besser zu managen. Mithilfe eines Neun-Punkte-Plans können Patienten mit entzündlichen Gelenkerkrankungen lernen, ihre Krankheit besser zu managen. © djvstock – stock.adobe.com

Neue Medikamente haben die Therapie entzündlicher Gelenkerkrankungen verbessert. Zusätzlich müssen Patienten Strategien entwickeln, jenseits von Tabletten und Injektionen optimal mit ihrem Zustand umzugehen.

Menschen mit inflammatorischen Gelenkerkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Psoriasisarthritis oder axialer Spondylarthritis stoßen in ihrem Alltag oft genug auf Probleme, die dem Arzt vielleicht gar nicht in den Sinn kommen. Dazu gehören etwa Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder fehlendes Grundwissen, um die eigene Krankheit überhaupt zu verstehen, schreiben Dr. Elena Nikiphorou vom Rheumatology Department des King’s College in London und ihre Kollegen. Daher haben sie sich als interdisziplinäre Task Force der EULAR* zusammengefunden und ein Neun-Punkte-Programm für Kranke und ihre Ärzte zum besseren Selbstmanagement entwickelt. 

Experten aus verschiedensten Bereichen eingebunden

Zum Team gehörten Rheumatologen, speziell weitergebildete Pflegekräfte, Physio- und Ergotherapeuten, Psychologen, Ernährungswissenschaftler und Podologen. Über die Fachliteratur identifizierten sie, welche Interventionen einen bewiesenen Nutzen haben, hinzu kam die praktische Expertise von neun europäischen Patientenorganisationen, welche die teils eher theoretischen Prinzipien ergänzten. Nach einem komplexen Abstimmungsprozess einigte man sich auf drei übergeordnete Themen (s. Kasten) und neun sich daraus ableitende Empfehlungen.

Selbstständig, aber nicht alleingelassen

Ein gutes Selbstmanagement schafft Unabhängigkeit, da der Betroffene in die Lage versetzt wird, Symptome, Behandlung, Veränderungen des Lebensstils und die psychologischen sowie kulturellen Konsequenzen der Erkrankung selbst – aber unterstützt von seinem Umfeld – zu bewältigen. Dazu muss man:
  • die aktive Rolle des Patienten fördern, sowohl hinsichtlich der Information über die Krankheit als auch bei Therapieentscheidungen
  • das Vertrauen eines Patienten in sich selbst stärken
  • den Kontakt zu Patientenorganisationen ermöglichen und über Angebote informieren

Die Auswertung der Fachliteratur hat gezeigt, dass es hinsichtlich des Selbstmanagements noch diverse Baustellen gibt, betonen die Experten zum Abschluss. Welche Strategien sind am effektivsten? Wie lassen sich diese am besten in den Alltag integrieren? Wie schafft man eine bessere Zusammenarbeit mit den Patientenorganisationen? Wie ist es regional um deren fachliche Kompetenz und Ausstattung bestellt? Und wie steht es um die Kosteneffizienz all dieser Maß­nahmen?

* European Alliance of Associations for Rheumatology

Quelle: Nikiphorou E et al. Ann Rheum Dis 2021; DOI: 10.1136/annrheumdis-2021-220249