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Diese Laborparameter bringen Sie bei Trinkern und Abstinenten weiter

Autor: Dr. Sascha Bock

Es gibt verschiedene Parameter, mit denen ein vielleicht problematischer Alkoholkonsum nachgewiesen werden kann. Es gibt verschiedene Parameter, mit denen ein vielleicht problematischer Alkoholkonsum nachgewiesen werden kann. © iStock/jarun011
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Etwa jeder Vierte in der Bevölkerung hat zu viele Transaminasen im Blut. Mit weiteren Laborwerten kommt man der Ursache auf die Schliche, z.B. einem Alkoholabusus. Doch welche Parameter fürs Trinken gibt es überhaupt? Und welche taugen als Marker?

Leicht pathologische Leberwerte werden häufig als klinisch nicht relevant abgetan. Dabei beeinflusst eine mäßige, aber chronische Erhöhung durchaus die leberbedingte Mortalität. Es empfiehlt sich eine zügige und zielgerichtete Diagnostik – natürlich immer in Zusammenschau von Labor, Anamnese und körperlicher Untersuchung. Dieser Ansatz führte auch bei einem 44-jährigen Lehrer zum Erfolg, dessen Fall Dr. Dr. Ebbo Michael­ Schnaith vom MVZ Labor Passau vorstellte.

Das Routinelabor des Patienten offenbarte eine mit 108 U/l mehr als verdoppelte GOT und eine mit 381 U/l fast versechsfachte γ-GT. GPT und LDH waren leicht erhöht. Die übrigen Werte fielen weitgehend unauffällig aus. Ein zehn Monate alter Vorbefund hatte noch eine normale Leberfunktion gezeigt.

γ-GT bei chronischem Abusus meist zwei- bis dreifach erhöht

Grundsätzlich kann hinter einem Transaminasenanstieg vieles stecken (s. Kasten). Bei dem 44-Jährigen half die Information, dass er unter Depressionen samt Burnout-Syndrom litt. Die weitere Anamnese ergab schließlich: Zum Zeitpunkt der älteren Laborkontrolle hatte er gerade erfolgreich einen Alkoholentzug hinter sich gebracht. Jetzt gab es einen Rückfall. Der Lehrer trank mindestens eine halbe flasche Wodka täglich, so Dr. Dr. Schnaith.

Die Transaminasenerhöher

  • Alkoholhepatitis, Leberzirrhose, nicht-alkoholische Fettleber bzw. Steatohepatitis
  • Virushepatitiden (akut, chronisch)
  • weitere virale und bakterielle Infektionen, z.B. mit CMV, EBV, Enteroviren, Leptospiren, Toxoplasmen, Treponema pallidum
  • Leberzellkarzinom, Metastasen
  • Gallenwegserkrankung (vorwiegend AP und γ-GT-Erhöhung)
  • bei Schwangeren: (Prä)eklampsie, HELLP-Syndrom
  • Intoxikation, z.B. Ecstasy, potenziell hepatotoxische Arnzeimittel (Paracatamol, Sulfonamide etc.)
  • Autoimmunerkrankungen der Leber und der Gallenwege
  • hereditäre Ursachen (Hämochromatose, M. Wilson etc.)
  • Störungen des Hormon- und Kohlenhydratstoffwechsels (Diabetes)
  • Herz- und Skelettmuskulatur setzen GOT bei starkem körperlichem Training, aber auch bei Erkrankungen in relativ hohem Maße frei

Um den Alkoholkonsum eines Patienten einzuschätzen, stehen laborchemisch einige Marker zur Verfügung. Die γ-GT steigt ab Aufnahme von 60 g/d über fünf Wochen. Bei chronischem Alkoholismus beträgt sie meist das Zwei- bis Dreifache der oberen Referenz. Im Falle einer Abstinenz fällt sie binnen 4–5 Wochen wieder in den Normbereich. Die Glutamatdehydrogenase (GLDH) sinkt nach einem Trinkstopp schneller als GOT, GPT und γ-GT, und zwar bereits in der ersten Woche. Der Blutwert MCV (mittleres korpuskuläres Volumen) dagegen taugt kaum als Alkoholmarker, erklärte der Referent. Bei einem Verzicht normalisiert er sich wegen der langen Halbwertszeit der Erythrozyten erst nach 3–4 Monaten. Als Langzeitparamter ist das CDT (Carbohydrate-deficient Transferrin) anzusehen. Pathologische Werte finden sich ab einem C2-Abusus von 50–80 g/d an sieben aufeinanderfolgenden Tagen. CDT hat eine Halbwertszeit von 14 Tagen. Je nach Ausgangslage dauert es unter Abstinenz 2–3 Monate, bis der Referenzbereich wieder erreicht wird. Enzugskliniken nutzen oft das Ethylglucuronid (EtG) im Urin. Damit lässt sich ein Alkoholmissbrauch in den letzten drei Tagen nachweisen. Als neueren Parameter beschrieb Dr. Schnaith Phosphatidylethanol (PEth) im EDTA-Blut. Durch PEth gelingt es, zwischen Abstinenz, gelegentlichem Konsum (social drinking) und regelmäßigem (riskful drinking) zu unterscheiden.

Quelle: 44. practica Bad Orb