Höchste Fallzahlen seit 70 Jahren Diphtheriebakterien in europäischen Auffanglagern nachgewiesen
Im Jahr 2022 registrierten viele Migrationslager einen überproportionalen Anstieg der Diphtheriefälle.
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Es handelte sich zu 78 % um kutane und zu 15 % um respiratorische Manifestationen. Auch Mischformen kamen vor. Ein Team um Dr. Andreas Hoefer, EU-Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten in Solna identifizierte vier wesentliche Gen-Cluster. Ihre große Ähnlichkeit lässt annehmen, dass sie sich erst nach 2017 von gemeinsamen Vorfahren abspalteten. Besonders besorgniserregend: Einige Phänotypen zeigten antimikrobielle Resistenzen gegen Makrolide und Betalaktame. Kein Isolat erwies sich allerdings beiden Antibiotikaklassen gegenüber gleichzeitig unempfindlich – auch wenn sich in einer Untergruppe bereits entsprechende Resistenzgene zeigten.
Die einzelnen Cluster ließen sich keinem bestimmten Ursprungsland oder Auffanglager zuordnen und waren in allen Ländern präsent. Dr. Hoefer und seine Kolleginnen und Kollegen vermuten, dass die Verbreitung der Diphtherieerreger vor allem während der Migration nach Europa stattgefunden hat – die meisten kranken Geflüchteten waren über die Westbalkanroute gekommen. Während der Coronapandemie hatte sich die Krankheit durch die schärferen Grenzregelungen in den vollen Lagern weiter ausgebreitet.
Durch umfassende Interventions- und Präventionsmaßnahmen gelang es, den Anstieg der Diphtherieinfektionen abzubremsen. Außerhalb der Auffanglager kam es bisher nur zu vereinzelten Sekundärfällen.
Quelle: Hoefer A et al. N Engl J Med 2025; doi: 10.1056/NEJMoa2311981