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Chronische Schlafstörung Es muss nicht gleich die Verhaltenstherapie sein

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Schlafstörungen werden von Hausärzten häufig nicht als solche erkannt. Schlafstörungen werden von Hausärzten häufig nicht als solche erkannt. © Wordley Calvo Stock - stock.adobe.com
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Es ist doch eigentlich ganz einfach: Wer nachts nicht schlafen kann, sollte es einmal mit systematischem Schlafentzug versuchen. Dass das sehr gut funktionieren kann, hat eine Gruppe britischer Wissenschaftler gezeigt.

Bei einer chronischen Schlafstörung gilt die kognitive Verhaltenstherapie als Maßnahme der ersten Wahl. Dass die Betroffenen möglicherweise einfacher und schneller zu einer halbwegs erholsamen Nachtruhe finden können, hat ein Team um Dr. Simon Kyle vom Nuffield Department of Clinical Neuro­sciences der Universität Oxford in einer randomisierten Studie gezeigt. Heraus kam die einfache Formel: Schlafentzug bessert Schlaflosigkeit.

Die Wissenschaftler hatten mehr als 640 Patienten aus 35 Hausarztpraxen per Zufall zwei Gruppen zugewiesen: Die einen sollten sich einer Schlafentzugstherapie unterziehen, zugleich bekamen diese Studienteilnehmer Wissenswertes zur Schlafhygiene vermittelt und wurden aktiv zur Änderung ihrer Gewohnheiten angehalten. Die Patienten der zweiten Gruppe erhielten ausschließlich Ratschläge zur Besserung ihrer Schlafhygiene per Informationsmaterial. Die vier Therapiesitzungen der ersten Gruppe fanden alle sieben Tage über insgesamt vier Wochen unter Leitung einer speziell geschulten Pflegekraft statt. Zwei dieser Sitzungen erfolgten im direkten Gespräch, die beiden anderen per Telefon.

Feste Aufsteh- und Bettzeiten festgelegt

Die Teilnehmer erhielten dabei Informationen über die Wirkweise des Schlafentzugs und lernten, feste Aufsteh- und Bettzeiten festzulegen. Thema der Schulungen war auch der Umgang mit Tagesschläfrigkeit und Faktoren, die den Schlafentzug erleichtern oder aber erschweren. Zusätzlich bekamen die Betroffenen eine Broschüre mit Erläuterungen zu ihrer Behandlung.

Verglichen mit den Werten zum Therapiestart gaben die Schlafentzugspatienten im Insomnia Severity Index nach sechs Monaten signifikant geringere Beschwerden durch Schlafstörungen an als die Teilnehmer der zweiten Gruppe. Einer Kostenanalyse zufolge dürfte die Schlafentzugstherapie zudem kosteneffizient sein.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung stimmen durchaus hoffnungsvoll, kommentieren Dr. Annemieke van Straten von der Freien Universität Amsterdam und ihre Kollegen. Sie sehen das Verfahren jedoch nicht per se als Lösung für alle Betroffenen an. Denn recht viele Hausärzte würden die Schlafstörungen ihrer Patienten gar nicht als solche erkennen und demzufolge auch keine adäquate Behandlung einleiten – so einfach die auch sein könnte. Neben der Information betroffener Patienten müssten also entsprechende Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte etabliert werden.

Quellen:
Kyle S et al. Lancet 2023; DOI: 10.1016/S0140-40-673(23)00683-9
Van Straten A et al. A. a. O.; DOI: 10.1016/S0140-40-673(23)01040-1