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Hemiarthroplastik Exzellent mit Zement

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Im OP sollten sieben Minuten für Zement investiert werden. Im OP sollten sieben Minuten für Zement investiert werden. © iStock/peterschreiber.media
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Die Befestigung einer Hemiarthroplastik mit Knochenzement dauert zwar im OP etwas länger, verhindert aber in vielen Fälle eine periprothetische Fraktur.

Bei älteren, gebrechlichen Patienten mit Schenkelhalsfraktur greifen Chirurgen gerne zur Hemiarthroplastik. Bei dieser wird nur der Femurkopf ersetzt. Heiß diskutiert wird unter Experten, ob man den künstlichen Kopf mit Knochenzement im Femur fixieren sollte oder nicht. Daher haben Dr. Miguel Fernandez, Oxford Trauma and Emergency Care, Nuffield Department of Orthopaedics, Rheumatology, and Musculoskeletal Sciences, Kadoorie Centre, und seine Kollegen die beiden Optionen bei rund 1.200 Patienten ab 60 Jahre im Rahmen einer randomisierten Studie miteinander verglichen.

Bei allen Teilnehmern sollte die dislozierte mediale Schenkelhalsfraktur per Hemiarthroplastik behandelt werden. Aber bei einer Hälfte der Kohorte verwendeten die Operateure eine Prothese, die mit Polymethylmethacrylat verankert wurde, bei der anderen verzichtete man auf Zement und nutzte stattdessen einen hydroxylapatitbeschichteten Ersatz. Etwa 70 % der Teilnehmer waren auch zu den Nachuntersuchungen erschienen.

Bei der Auswertung der Daten stellte sich heraus, dass sich die Patienten mit zementierten Prothesen signifikant wohler fühlten, beurteilt anhand des EQ-5D-Fragebogens vier Monate nach dem Eingriff. Darin gaben die Operierten u.a. an, wie gut sie ihren Alltagsaktivitäten nachgehen konnten, wie fit sie auf den Beinen waren und ob sie an Schmerzen litten. Die Differenz hatte sich nach einem Jahr allerdings fast angeglichen. Die Mortalität unterschied sich in beiden Gruppen im ersten Jahr nicht signifikant.

Periprothetische Frakturen sind viermal häufiger

Einen wesentlichen Unterschied gab es dennoch: Operierte ohne Zementfixierung erlitten mehr als viermal so häufig eine periprothetische Fraktur (2,1 % vs. 0,5 %) – die ihrerseits versorgt werden musste. Solche Frakturen stellen eine schwere Komplikation dar, schreibt Orthopädin Dr. Cecilia Rogmark vom Skåne University Hospital der Universität Lund in Malmö: Sie erfordern einen häufig wesentlich invasiveren Eingriff als die ursprüngliche OP und mehr der ohnehin gebrechlichen Patienten sterben daran. Sie spricht sich zumindest derzeit bei älteren, gebrechlichen Kranken dafür aus, die geschätzten sieben Minuten im OP mehr zu investieren und zum Zement zu greifen.

Quellen:
1. Fernandez MA et al. N Engl J Med 2022; 386: 521-530; DOI: 10.1056/NEJMoa2108337
2. Rogmark C. N Engl J Med 2022; 386: 594-595; DOI: 10.1056/NEJMe2119282