Umwelt & Herzgesundheit Feinstaub durch Schiffe erhöht Krankheitsrisiko

Autor: Dr. Judith Lorenz

Studie bestätigt, dass in Hafenstadtteilen Hamburgs höhere Feinstaubwerte mit mehr Herz- und Atemwegserkrankungen einhergehen. Studie bestätigt, dass in Hafenstadtteilen Hamburgs höhere Feinstaubwerte mit mehr Herz- und Atemwegserkrankungen einhergehen. © TimSiegert-batcam – stock.adobe.com

In Stadtteilen rund um den Hamburger Hafen steigt mit der Feinstaubbelastung auch die Rate von Herz- und Atemwegserkrankungen – das zeigt eine Analyse der Hamburg City Health Study.

Hamburg ist mit fast zwei Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Die Metropole ist geprägt durch Industrie, ein hohes Verkehrsaufkommen, den maritimen Schiffsverkehr sowie den größten Flughafen Norddeutschlands. Sie bietet sich daher zur Untersuchung lokaler Unterschiede hinsichtlich der Luftschadstoffbelastung sowie deren Zusammenhänge mit Atemwegs- und systemischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen an.

Im Rahmen einer ökologischen Querschnittstudie wertete ein Team um Sandra Hischke vom Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf die Daten von 9.787 Bürgerinnen und Bürgern aus. Alle hatten zwischen 2016 und 2018 im Alter von 45 bis 74 Jahren an der Hamburg City Health Study teilgenommen und lebten seit mindestens zehn Jahren am aktuellen Wohnort.

Die Luftqualität in den einzelnen Stadtteilen objektivierte das Team anhand von Modelldaten des Helmholtz-Zentrums Hereon für das Jahr 2018. Dabei berücksichtigte es folgende Luftschadstoffe: Feinstaub (PM10 und PM2,5), Ozon sowie Stickstoffoxide (NO, NO2). Die Prävalenz verschiedener respiratorischer und kardiovaskulärer Erkrankungen (Asthma, COPD, Hypertonie, koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Schlaganfall) basierte auf der Selbstauskunft der Studienteilnehmenden.

Die höchste Feinstaub- und Stickoxidbelastung stellte die Arbeitsgruppe in Stadtteilen Hamburgs fest, in denen sich der Hafen und große Straßenverkehrsachsen befinden. Sowohl die PM10- als auch die PM2,5-Konzentration korrelierte positiv und signifikant mit der Prävalenz respiratorischer und kardiovaskulärer Erkrankungen.

Ozon- und Stickoxidbelastung verhalten sich gegenläufig

Eine erhöhte Stickoxidbelastung bestand zudem im Westen der Stadt. Das sei u. a. auf die Emissionen der an den Containerterminals anlegenden Schiffe zurückzuführen, so die Autorinnen und Autoren. Die Ozonbelastung war am Stadtrand am höchsten, in der City eher niedriger. Sie korrelierte signifikant negativ mit den untersuchten Erkrankungen. Eine Erklärung dafür könnte sich aus dem gegenläufigen Verhalten von Ozon- und Feinstaubkonzentration ergeben.

Das Wissenschaftlerteam sieht erheblichen Forschungsbedarf. So sei u. a. zu klären, ob den beobachteten räumlichen Assoziationen zwischen Luftqualität und kardiorespiratorischen Erkrankungen Kausalität zugrunde liegt und welche Mechanismen dabei eine Rolle spielen. Wichtige Erkenntnisse erhoffen sie sich von kleinsträumigen Analysen – in Hamburg könnten diese z. B. die Bedeutung des Hafens für die Gesundheit der örtlichen Bevölkerung ins Visier nehmen. Höheres Ziel seien spezifische Maßnahmen zur Verringerung des Krankheitsrisikos.

Quelle: Hischke S et al. Bundesgesundheitsbl 2025; 68: 1155-1162; doi: 10.1007/s00103-025-04122-