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Fördern Säureblocker multiresistente Darmbakterien?

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Wenn die Medikamente nicht mehr benötigt werden, dann weg mit ihnen. Wenn die Medikamente nicht mehr benötigt werden, dann weg mit ihnen. © LuckyStep – stock.adobe.com
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Resistenzen gegen Antibiotika nehmen weltweit zu und erschweren die Behandlung vieler Infektionen. Der Verzicht auf bestimmte andere Medikamentengruppen könnte die Entwicklung zumindest verlangsamen.

Arzneimittel, die die Produktion der Magensäure vermindern, gehören zu den am häufigsten verschriebenen Substanzen überhaupt. Das Team um Dr. Roel­ Willems­ von der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie und Infektionsprävention am Universitätsklinikum Amsterdam hat nun untersucht, ob die Säure­blocker das Aufkommen multi­resistenter Erreger in der Darm­mikrobiota begünstigen.

Die Wissenschaftler haben dazu in der Literatur nach Arbeiten gesucht, die einen solchen Zusammenhang geprüft und quantifiziert hatten. Sie fanden insgesamt 26 Be­obachtungsstudien mit fast 30 000 Patienten. Eine primäre Metaanalyse von zwölf geeigneten Studien (mehr als 22 000 Teilnehmer) ergab ein um etwa 75 % erhöhtes, signifikantes Risiko für eine Kolonisierung des Darms mit resistenten Erregern, wenn die Personen einen Magenschutz einnahmen.

Das galt insbesondere für multiresistente Enterobakterien und vancomycinresistente Enterokokken. Dieses Ergebnis blieb weitgehend unverändert, als die Wissenschaftler alle 26 Studien zusammenfassten, und auch verschiedene Sensitivitätsanalysen änderten nichts an der Aussage. Die Internisten Dr. Todd­ Lee und Dr. Emily­ McDonald­ von der McGill University in Montreal schlagen in ihrem Kommentar Strategien vor, um die Einnahme der Säurehemmer einzuschränken.

Rebound-Effekt beim Absetzen verhindern!

Behandelnde Ärzte sollten immer wieder checken, ob die Substanzen weiterhin indiziert sind. Falls nicht: Weg damit. Ein allmähliches Ausschleichen über einige Wochen könnte dabei den Rebound-Effekt einer verstärkten Säurebildung vermeiden. So bleiben Patienten eher bei der Stange und gehen nicht in die nächste Apotheke, um sich dort einen der frei verkäuflichen PPI zu holen.

1. Willems RPJ et al. JAMA Intern Med 2020; DOI: 10.1001/jamainternmed.2020.0009
2. Lee TC, McDonald EG. A.a.O.; DOI: 10.1001/jamainternmed.2020.0040