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Frauen unterschätzen ihre Lebenserwartung – Europäerinnen leben fünf Jahre länger als sie denken

Autor: Michael Brendler

Frauen geben sich selbst durchschnittlich weniger Zeit zum Leben. Frauen geben sich selbst durchschnittlich weniger Zeit zum Leben. © DDRockstar – stock.adobe.com
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Viele Frauen unterschätzen konsequent ihre Lebenserwartung. Mitunter liegen sie um etwa fünf Jahre daneben.

Wie viele Jahre sich Menschen bis zu ihrem Tod geben, hat erheblichen Einfluss auf ihr Leben. Entscheidungen über Finanzen, Absicherung und Wohnort werden davon geprägt. Die Selbstprognose kann sich sogar aufs Gemüt auswirken. Nun berichten Wissenschaftler: Insbesondere Frauen neigen dazu, die Zahl der noch verbleibenden Jahre deutlich niedriger anzusetzen, als sie eigentlich ist.

Geschlechter- und Gesundheitsparadoxon hat man das Phänomen getauft, dass Frauen zwar eine größere Lebenserwartung haben, sich aber in Umfragen stets weniger gesund fühlen. Warum gerade Frauen bei der Prognose stark daneben liegen, muss noch geklärt werden.

19 Jahre haben sich Europäerinnen zwischen 60 und 90 Jahren 2004 im Schnitt noch gegeben – und sich damit um knapp fünf Jahre unterschätzt. Französinnen sogar um fast sechs Jahre. Erstaunlicherweise hielten sich Männer für ähnlich gesund wie Frauen. Angesichts ihrer tatsächlich jedoch kürzeren Lebenserwartung resultierte bei ihnen eine realistischere Einschätzung. Faktisch lagen sie durchschnittlich nur etwa eineinhalb Jahre daneben.

Ermittelt haben das Dr. Dimiter Philipov und Professor Dr. Sergei Scherbov vom Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital. Zusammen haben sie die Daten der Share-Studie ausgewertet, bei der Personen aus neun europäischen Ländern zu Gesundheit, Alter und Rente befragt worden waren.

Südeuropäische Männer sind sehr genau in ihrer Prognose

2015 gab es eine zweite Erhebung, diesmal hofften beide Geschlechter auf ein vergleichsweise längeres Leben. Dies führen die Autoren unter anderem auf ihren inzwischen gesünderen Lebensstil und die verbesserte medizinische Versorgung zurück. Auch in der zweiten Befragung gaben Männer mit einer mittleren Abweichung von knapp vier Monaten schon eine fast exakte Schätzung ab.

Dass auch bei ihnen die Lebenserwartung weiter nach oben geklettert war, konnten die Frauen offensichtlich nur bedingt glauben: Ihre Schätzung hatten sie mittlerweile zwar um rund eineinhalb Jahre nach oben korrigiert, aber sie fiel immer noch um etwas mehr als drei Jahre zu pessimistisch aus. Diese Trends zeigten sich auch, wenn man die europäischen Länder einzeln betrachtete. Südeuropäische Männer waren allerdings überdurchschnittlich akkurat in ihren Prognosen.

Quelle: Philipov D, Scherbov S. PLoS One 2020; 15: e0229975. DOI: 10.1371/journal.pone.0229975