Pankreaskarzinom Früherkennungspotenzial nicht ausgeschöpft

Autor: Lara Sommer

Früherkennung und Vorsorge sind beim Pankreaskarzinom besonders wichtig.
Früherkennung und Vorsorge sind beim Pankreaskarzinom besonders wichtig. © djoronimo – stock.adobe.com

Pankreastumoren lassen sich noch immer schlecht behandeln und könnten bei den Krebstodesfällen bald Platz 2 einnehmen. Ein Experte fordert mehr Anstrengungen zur Prävention und Früherkennung.

Das Pankreaskarzinom stellt die vierthäufigste Krebstodesursache in Deutschland dar und wird vermutlich schon 2030 Platz 2 einnehmen, erinnerte Prof. Dr. Patrick Michl vom Universitätsklinikum Heidelberg. Nur 20 % der Betroffenen seien zum Diagnosezeitpunkt noch Kandidat:innen für eine radikale Resektion. Von daher müsse die Prävention im Vordergrund stehen.

Klassische Lebensstilfaktoren erhöhen das Erkrankungsrisiko, allerdings nur relativ moderat. Bisher gibt es kein Screening der Allgemeinbevölkerung. „Im Gegensatz zum Darm haben wir in der Bauchspeicheldrüse keine leicht diagnostizierbaren und dann in Gänze entfernbaren Vorstufen“, merkte der Kollege an. 

Gezieltes Screening empfohlen

Die DGVS-Leitlinie sieht zumindest für Menschen mit erhöhtem genetischen Risiko eine gezielte Vorsorge vor. In folgenden Fällen sollte eine genetische Abklärung erfolgen:

  • zwei oder mehr erstgradig verwandte Familienmitglieder mit Pankreaskarzinom
  • Zugehörigkeit zu Familien mit bekannten genetischen Syndromen oder Mutationen

Letztere erhöhen laut dem Onkologen oft das Risiko für mehrere Entitäten, was einen engen interdisziplinären Austausch erfordere. Bestätigt sich eine genetische Belastung, sollten Patient:innen jährlich eine MRT/MRCP oder einen endoskopischen Ultraschall erhalten.  

Hohe Dunkelziffer 

Prof. Michl geht von einer hohen Dunkelziffer genetisch bedingter Tumoren auch unter scheinbar sporadischen Fällen aus: „Wir sollten uns darauf konzentrieren, dass wir mehr Patient:innen einem genetischen Screening auf Risikokonstellationen unterziehen.“ Er fordert darüber hinaus eine bessere Erfassung der Daten.  

Als Risikogruppe hob der Experte zudem Menschen mit lange bestehendem Diabetes, insbesondere vom Typ 2 hervor. Auch haben Erwachsene in den ersten Monaten nach Neuauftreten oder Verschlechterung einer Diabeteserkrankung eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, die Diagnose Pankreaskarzinom zu erhalten. Ob hier ein Screening potenziell lohne, schätzte Prof. Michl so ein: „Das ist sicherlich eine Population, in der wir durch Kombination von Risikofaktoren, z. B. Blutmarker und neu aufgetretenem Diabetes, die beste Chance haben.“

Quelle:
Pressekonferenz – DGVS