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Rektum- und Kolontumoren Genanalyse deutet auf Unterschiede hin

WCGC 2023 Autor: Friederike Klein

Das Appendixkarzinom gilt inzwischen als eigene Entität. Das Appendixkarzinom gilt inzwischen als eigene Entität. © Jo Panuwat D – stock.adobe.com
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Das Appendixkarzinom unterscheidet sich von anderen kolorektalen Tumoren – und zwar nicht nur hinsichtlich der Disseminierung, sondern auch bezüglich des genetischen Profils.

Früher wurde das Appendixkarzinom unter die kolorektalen Karzinome subsumiert. Inzwischen gilt es als eigene Entität – unter anderem disseminiert es eher peritoneal als systemisch. Unterschiede zwischen den kolorektalen Tumoren ergaben sich auch im Zuge der Exonsequenzierung des gesamten Genoms von Karzinomen des Appendix, des Kolons und des Rektums, die Kolleg:innen um Prof. Dr. ­Michael ­Geoffrey ­White am MD Anderson Cancer Center in Houston durchführten.

Die Forschenden untersuchten Proben von 855 Personen mit Appendixkrebs, von 833 Patient:innen mit Adenotumoren des Rektums und von 841 Erkrankten mit Kolonkarzinom. Die Stadienverteilung ähnelte sich in allen drei Gruppen, wobei jeweils mit etwa 40 % der Anteil an Stadium-IV-Tumoren am höchsten war.

Unterschiedliche Mutationen

Die mediane Tumormutationslast fiel in den Appendixkarzinomen mit 2,14 Mutationen pro Megabasenpaaren (Mb) niedriger aus als beim Rektum- (3,55 Mutationen pro Mb) und Kolonkrebs (4,31 Mutationen pro Mb). Mehr als 20 Mutationen pro Mb wies das Appendixkarzinom selten auf (1,6 %); in Rektum- (3,6 %) und Kolontumoren (19,9 %) kam dies häufiger vor. Eine ähnliche Verteilung ergab sich bezüglich einer hohen Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H; 1,3 % vs. 2,5 % vs. 16,8 %). 

Die häufigsten Alterationen des Appendixkarzinoms betrafen die Gene KRAS, GNAS, TP53 und SMAD4. Das APC-Gen war in der Mehrzahl der Rektum- und Kolontumoren mutiert. Dies betraf aber nur 9 % der Appendixkarzinome. Die in 24 % der Appendixtumoren gefundenen GNAS-Mutationen ließen sich wiederum nur selten in Rektum- und Kolonkrebs nachweisen. 

Ein positiver ctDNA-Test fand sich in allen Karzinomen mit steigendem Tumorgrad häufiger. Der TP53-Subtyp des Appendixkarzinoms war besonders häufig ctDNA-positiv und wies oft eine hohe Tumormutationslast auf.

Prof. ­White betonte, dass zwar MSI-H-Tumoren unter den Appendixkarzinomen selten vorkommen, aber andere Mismatch-Repair-Gensignaturen ähnlich häufig defizient seien wie bei kolorektalen Karzinomen. Das könne einen translationalen Ansatz für die Übertragung der Ergebnisse in die Klinik bieten. Auf eine Chemotherapie sprächen Appendixkarzinome oft unzureichend an, möglicherweise seien sie doch teilweise für eine Immuntherapie geeignet. Für Betroffene scheint also eine personalisierte Behandlungsstrategie wichtig, um die Prognose zu verbessern.

Quelle:
White MG et al. World Congress on Gastrointestinal Cancer 2023; Abstract O-11