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Kardiovaskuläres Risiko Gesunder Niedrigzucker?

Autor: Michael Brendler

Ein niedrig-normaler Blutzuckerspiegel scheint mit einem gewissen Schutz vor kardiovaskulären Erkrankungen einherzugehen. Ein niedrig-normaler Blutzuckerspiegel scheint mit einem gewissen Schutz vor kardiovaskulären Erkrankungen einherzugehen. © Yatakviju - stock.adobe.com
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Eine Diabetesdiagnose erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere für Frauen. Ein niedrig-normaler Blutzuckerspiegel hingegen scheint mit einem gewissen Schutz vor kardiovaskulären Erkrankungen einherzugehen.

Wann ist die Schwelle erreicht, an dem ein aus dem Ruder laufender Blutzucker dem Herz gefährlich wird? Und wie lässt sich dem entgegenwirken? Das hat eine Wissenschaftlergruppe um Dr. Christopher­ Rentsch­ von der Londoner School of Hygiene and Tropical Medicine herauszufinden versucht.

Das Team wertete die Gesundheitsdaten aus der UK Biobank von 427.435 Personen über den Verlauf von zwölf Jahren aus. Dazu nahmen die Wissenschaftler eine Aufteilung in die folgenden Gruppen vor: niedrig-normales HbA1c (< 5,5 %), normales HbA1c (5,5–5,9 %), Prädiabetes (6,0–6,4 %), nicht-diagnostizierter Diabetes (≥ 6,5 %) sowie diagnostizierter Diabetes.

Ein niedrig-normaler HbA1c-Wert scheint mit einem gewissen Schutz vor kardiovaskulären Krankheiten einherzugehen. Im Vergleich zu Menschen mit normgerechten Werten lag die altersadjustierte Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen für diese Gruppe um 14 % niedriger. Mit HbA1c-Werten oberhalb des Normalbereichs ging es dann aber auch mit dem Risiko für das Herz-Kreislauf-System steil bergauf: Für Männer mit Prädiabetes oder bislang nicht-diagnostizierter Erkrankung war es im Vergleich zu Personen mit Normalwerten zu 30 % wahrscheinlicher, an Herz und Kreislauf zu erkranken. Ein diagnostizierter Diabetes ging bei Männern sogar mit einem um 55 % höheren Erkrankungsrisiko einher. Bei Frauen wirkten sich die pathologischen Blutzuckerwerte noch deutlicher aus: Bei ihnen stieg das Risiko bei einem nicht-diagnostizierten Diabetes um 47 %, mit dia­gnostizierter Stoffwechselerkrankung gar um 100 %.

Wurden die Daten nach klinischen Faktoren und nach dem Lebensstil adjustiert, verringerte sich das Risiko. Eine Diabetesdiagnose ging für die Männer dann nur noch mit einer um 6 % erhöhten Krankheitswahrscheinlichkeit einher, bei den Frauen waren es 17 %.

Die Risikoerhöhungen lassen sich weitestgehend durch das Vorhandensein modifizierbarer Faktoren erklären, schreiben die Autoren. Das bedeute, das sich die Gefahr für Herz und Kreislauf durch Gewichtsreduktion und antihypertensive Therapien merklich reduzieren lässt.

Rentsch CT et al. Lancet Reg Health Eur 2023; 32: 100693; DOI: 10.1016/j.lanepe.2023.100693