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Thromboembolie bei COVID-19 Gewisse Krebspatient:innen häufiger von Morbidität und Mortalität betroffen

Autor: Dr. Judith Besseling

Krebspatient:innen, die eine systemische Therapie erhalten, sind besonders gefährdet. Krebspatient:innen, die eine systemische Therapie erhalten, sind besonders gefährdet. © angellodeco – stock.adobe.com
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Wer läuft besonders Gefahr, aufgrund einer SARS-CoV-2-Infektion eine Thromboembolie zu entwickeln? Offenbar Krebspatient:innen, die eine systemische Therapie erhalten. Eine Gruppe sticht besonders heraus.

Es exisitieren einige populationsbasierte Studien, die einen Zusammenhang zwischen COVID-19 und dem Auftreten einer venösen Thromboembolie nahelegen. Krebspatient:innen, die eine systemische Therapie erhalten, könnten besonders betroffen sein, da sie ein erhöhtes Risiko haben, Thromben zu entwickeln. Wissenschaftler:innen um Prof. Dr. Schuchi Gulati, University of California Davis Comprehensive Cancer Center, Sacramento, wollten nun herausfinden, welchen Einfluss eine systemische Krebstherapie innerhalb von 90 Tagen vor einer COVID-19-Diagnose auf thrombo­embolische Ereignisse (TEE) bei diesen Patient:innen hat. 

Eingeschlossen in die retrospektive Kohortenstudie waren 4.988 Personen des COVID-19 and Cancer Consortium Registry, die hospitalisiert wurden und eine aktive Krebs- sowie eine bestätigte COVID-19-Erkrankung aufwiesen. 1.869 von ihnen erhielten eine systemische Behandlung.

VTE durch mehrere Faktoren beeinflusst

Das Ergebnis: Alle berücksichtigten Therapien waren mit einer erhöhten Inzidenz von venösen Thrombo­embolien (VTE) assoziiert (zwischen 7 % und 12 % vs. 6 % ohne Systemtherapie), wobei endokrine Regime am besten und Checkpoint-Inhibitoren am schlechtesten abschnitten (adjusted RR 1,45; 95%-KI 1,01–2,07). Betrachtete man die systemisch Behandelten als gepoolte Gruppe, war das relative Risiko für VTE im Vergleich zur Referenzgruppe signifikant erhöht (aRR 1,33; 95%-KI 1,04–1,69). Auf arterielle Thromboembolien traf dies nicht zu, informieren die Autor:innen.

Die Therapien im Überblick

Folgende systemische Behandlungs­modalitäten wurden in der Studie berücksichtigt: 
endokrine Therapien

  • VEGF- und Tyrosinkinase-Inhibitoren
  • Immunmodulatoren
  • Checkpoint-Inhibitoren
  • Chemotherapien

Patient:innen, die keine dieser Therapien erhielten, wurden als Referenz ausgewertet.

Die Forschenden analysierten weitere Faktoren, die Einfluss auf VTE haben könnten. Es stellte sich heraus, dass diese häufiger bei aktiver und progressiver Krebserkrankung auftraten (aRR 1,43; 95%-KI 1,01–2,03), wenn vorab bereits VTE aufgetreten waren (aRR 3,10; 95%-KI 2,38–4,04) und bei einer Hochrisiko-Lokalisation des Tumors (aRR 1,42; 95%-KI 1,14–1,75). Zudem weisen die Autor:innen darauf hin, dass Patient:innen mit thrombo­embolischen Ereignissen häufig intensivmedizinisch behandelt werden mussten (46 %) und eine mechanische Beatmung benötigten (31 %). Auch das Mortalitätsrisiko lag in der Gruppe der systemisch Behandelten mit TEE deutlich höher als im Referenzarm.

Man müsse Krebspatient:innen, die systemische Therapien erhalten, gut monitoren, resümiert das Autor:innenteam. Gegebenenfalls sei eine individuelle Thromboseprophylaxe notwendig, um Morbidität und Mortalität im Zusammenhang mit COVID-19 zu vermeiden.

Quelle:
Gulati S et al. JAMA Oncol 2023; e232934; DOI: 10.1001/jamaoncol.2023.2934