Glukosemonitoring in der Schwangerschaft Glukosesensor statt traditioneller Messung lohnt sich auch für Schwangere

Autor: Dr. Anne Benckendorff

Ein System zur kontinuierlichen Glukosemessung kann Patientinnen den Alltag erleichtern. Ein System zur kontinuierlichen Glukosemessung kann Patientinnen den Alltag erleichtern. © Pixel-Shot – stock.adobe.com

Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung kommen bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes routinemäßig zum Einsatz. Beim Gestationsdiabetes hingegen ist ihr Nutzen weniger etabliert – obwohl sie Vorteile bieten könnten.

Mittlerweile erkrankt fast jede zehnte Schwangere an einem Gestationsdiabetes. Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) sind für die Überwachung von Typ-1- und Typ-2-Diabetes weit verbreitet. In einem aktuellen Beitrag sprechen sich Prof. Dr. Tanja Groten und Prof. Dr. Friederike Weschenfelder vom Universitätsklinikum Jena für den Einsatz auch im Falle eines Gestationsdiabetes aus. Patientinnen und Behandelnde müssen allerdings die Besonderheiten der Systeme kennen.

Patientinnen erlangen ein besseres Verständnis

CGM-Systeme erlauben eine detaillierte Aufzeichnung und Darstellung der Glukosewerte in Echtzeit. Für die Schwangeren, die sich in kürzester Zeit auf die Erkrankung einstellen müssen, stellt dies nach Meinung der Autorinnen einen großen Vorteil dar, weil sie dadurch den Effekt von Nahrungsaufnahme und Bewegung unmittelbar nachvollziehen können. So bekommen sie schnell ein Verständnis für die Erkrankung und können eigene Management-Strategien entwickeln.

Darüber hinaus erlaubt die breitere Datenbasis, die durch CGM generiert wird, die Therapie individueller auf die jeweilige Patientin abzustimmen. Laut Expertinnen ist dies ein weiterer wichtiger Vorteil angesichts der sehr unterschiedlichen Ausprägung der Erkrankung.

Die Nutzung von CGM anstelle der herkömmlichen Selbstmessung mit Blut aus der Fingerbeere und anschließender Dokumentation der Werte in einem Tagebuch kann für Patientinnen zudem eine Erleichterung im Alltag darstellen und mit einer höheren Zufriedenheit einhergehen. Aufgrund der integrierten Alarmfunktionen lassen sich Über- und Unterzuckerungen außerdem rechtzeitig detektieren.

S3-Leitlinie sieht Einsatz der CGM-Systeme nicht vor

Die Evidenz zum Einsatz von CGM-Systemen bei Gestationsdiabetes ist aber noch begrenzt, betonen die Expertinnen: Nach derzeitigem Kenntnisstand sind die neonatalen Komplikationen ähnlich wie bei einer manuellen Glukosemessung; Studien deuten auf eine geringere Gewichtszunahme der Schwangeren bei Nutzung von CGM-Systemen hin.

Offizielle Zielwerte für CGM-Systeme existieren speziell für den Gestationsdiabetes bislang nicht, wie die Autorinnen einräumen. Die S3-Leitlinie zum Gestationsdiabetes sieht den Einsatz von CGM ausdrücklich nicht vor. Dagegen empfiehlt die S2e-Leitlinie zu Diabetes in der Schwangerschaft für CGM-Systeme Zielwerte bei Typ-1-Diabetes.

Unbestritten hat die kontinuierliche Glukosemessung aber auch Nachteile: Dazu zählen u. a. starke Schwankungen der Messwerte insbesondere kurz nach der Erneuerung und kurz vor dem Austausch des Sensors, Empfindlichkeit des Sensors gegenüber Druck und Hitze sowie Messdiskrepanzen bei niedrigen Glukosespiegeln. Die Expertinnen weisen daher darauf hin, dass alle Patientinnen eine ausführliche Schulung im Umgang mit dem CGM-System benötigen und auch die herkömmliche Selbstmessung beherrschen müssen.

Schließlich sind CGM-Systeme erheblich teurer in der primären Anschaffung als die herkömmlichen Messgeräte zur Blutzuckerselbstkontrolle. Bei Personen, die sich häufig selbst messen müssen (z. B. 7-mal täglich), liegen die Kosten für ein CGM-System mit intermittierender Messung nur unwesentlich höher als für die Selbstmessung.

Quelle: Weschenfelder F, Groten T. internistische praxis 2025; 68: 490-502