Hörgeräte & Demenz Gut angepasste Hörhilfen schützen vor Demenz

Autor: Dr. Judith Lorenz

Hörgeräte können das Risiko für Demenz bei älteren Menschen um bis zu 61 % reduzieren Hörgeräte können das Risiko für Demenz bei älteren Menschen um bis zu 61 % reduzieren © peopleimages.com - stock.adobe.com

Hörgeräte können das Risiko für Demenz bei älteren Menschen um bis zu 61 % reduzieren – vor allem bei unter 70-Jährigen. Eine US-Langzeitstudie liefert neue Hinweise auf die präventive Wirkung einer frühzeitigen audiologischen Versorgung.

Wer trotz Schwerhörigkeit auf eine Hörhilfe verzichtet, riskiert eine Demenzerkrankung. Besonders wichtig ist das Tragen eines Hörgeräts dabei im Alter von unter 70 Jahren, berichtet ein Team um Lily Francis vom Glenn Biggs Institute for Alzheimer’s and Neurodegenerative Diseases an der Universität von Texas in San Antonio. Altersschwerhörigkeit gilt als Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz, betonen die Forschenden.

Sie sind der Frage nachgegangen, wie gut das Tragen einer Hörhilfe in verschiedenen Altersgruppen vor dieser Problematik schützt. Die Datenbasis für die Analyse lieferten 2.953 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Framingham Heart Study bzw. deren Kinder. Voraussetzung war, dass Teilnehmende der Elternkohorte zwischen 1977 und 1979 und Nachkommen zwischen 1995 und 1998 eine Reinton-Audiometrie absolviert hatten. Alle Personen waren zum Zeitpunkt des Hörtests mindestens 60 Jahre alt (Durchschnitt: 68,9 Jahre) und litten nicht an einer Demenz. 59 % waren Frauen.

583 Studienteilnehmende (20 %) entwickelten im Verlauf der bis zu 20 Jahre dauernden Nachbeobachtungszeit eine Demenz. 254 von ihnen (42 %) waren zum Zeitpunkt der Audiometrie jünger als 70 Jahre gewesen. In dieser Altersgruppe stellten die Forschenden Folgendes fest: Im Vergleich zu Schwerhörigen, die auf Hörgeräte verzichteten, hatten mit entsprechenden Hörhilfen versorgte Personen ein um 61 % geringeres Risiko für jegliche Form von Demenzerkrankung (Hazard Ratio, HR, 0,39). Bei Teilnehmenden ohne Hörminderung lag das Risiko für eine Demenzentwicklung um 29 % niedriger (HR 0,71).

Das Bildungsniveau war ohne Einfluss auf das Ergebnis

Berücksichtigten die Forschenden außer Alter und Geschlecht zusätzlich das Framingham Stroke-Risikoprofil für einen Schlaganfall und das Bildungsniveau der Testpersonen, änderte sich das Ergebnis der Risikoberechnung nicht wesentlich. Bei Personen, die 70 Jahre und älter waren, bestand dagegen kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Nutzung einer Hörhilfe und der Entwicklung einer Demenzerkrankung.

Damit Altersschwerhörigkeit nicht in einen Verfall der geistigen Fähigkeiten mündet, müssen Hörgeräte gut angepasst und auch regelmäßig getragen werden, unterstreichen die Forschenden abschließend. Allerdings können die Hilfsmittel eine vor Demenz schützende Wirkung offenbar nur dann entfalten, wenn sie frühzeitig in Anspruch genommen werden.

Quelle: Francis L et al. JAMA Neurol 2025; doi: 10.1001/jamaneurol.2025.2713