Salben, Sklerotherapie oder Skalpell Hämorrhoiden: Welche Behandlung wann hilft

Autor: Dr. Vera Seifert

Schmerzen, Juckreiz und rektale Blutungen sind die Hauptsymptome eines Hämorrhoidalleidens. Schmerzen, Juckreiz und rektale Blutungen sind die Hauptsymptome eines Hämorrhoidalleidens. © Henrie - stock.adobe.com

Bei der Therapie des Hämorrhoidalleidens kommt es auf die Symptome und den genauen Sitz der vergrößerten Gefäßpolster an. Die Palette reicht von Lebensstilveränderungen, Salben und Phlebotonika bis zu Gummibandligatur und Hämorrhoidektomie.

Schmerzen, Juckreiz und rektale Blutungen sind die Hauptsymptome eines Hämorrhoidalleidens. Oft ist auch nur von Hämorrhoiden die Rede, was streng genommen allerdings nicht ganz korrekt ist. Denn die Kissen aus vaskulärem und Bindegewebe sind ein physiologischer Teil des Analkanals und dienen dazu, den Sphinkter bei der Defäkation zu schützen. Erst wenn sie Beschwerden verursachen, wird eine Krankheit daraus. Prof. Dr. Jean Ashburn von der Wake Forest University in North Carolina fasste auf Grundlage der Daten aus 77 Publikationen den Stand des Wissens zu Epidemiologie, Risikofaktoren, Diagnose und Behandlung der Erkrankung zusammen.

Die genaue Prävalenz ist nicht bekannt, weil viele Betroffene keine medizinische Hilfe suchen oder das Leiden aufgrund weiterer Diagnosen im Analbereich nicht erfasst wird. In den USA dürften jedoch mindestens 20 % der Erwachsenen ein Hämorrhoidalleiden aufweisen; in Koloskopiestudien wurde es sogar bei rund 38 % der Untersuchten festgestellt.

Zu den Risikofaktoren gehören Obstipation, vermehrtes Pressen bei der Defäkation und harter Stuhlgang. Auch Schwangere entwickeln häufig ein Hämorrhoidalleiden (61 % der Frauen im 3. Trimenon).  Langes Pressen bei der Entbindung (> 20 min) und ein Geburtsgewicht über 3.800 g erhöhen das Risiko zusätzlich. Nach der Geburt bilden sich die Beschwerden in den meisten Fällen innerhalb eines Monats zurück.

Blut im Stuhl kann auch auf ein Karzinom hindeuten

Man unterscheidet innere von äußeren und gemischten Hämorrhoiden. Innere Hämorrhoiden findet man oberhalb der Linea dentata, ca. 3–4 cm kranial des Anus, und teilt sie ein in Grad I bis IV. Bei Grad I sind die Gefäßpolster vergrößert, aber nicht außerhalb des Anus sichtbar, bei Grad II prolabieren sie während des Pressens, ziehen sich aber spontan zurück. Grad-III-Hämorrhoiden müssen manuell zurückgeschoben werden, bei Grad-IV-Hämorrhoiden ist auch dies nicht mehr möglich. Äußere Hämorrhoiden sind am After sichtbar und führen zu Symptomen, wenn sie angeschwollen oder thrombosiert sind. Ähnliche Beschwerden wie ein Hämorrhoidalleiden können auch Fissuren, Abszesse und Fisteln verursachen. Bei Blut im Stuhl muss eventuell auch an ein Analkarzinom gedacht werden. Die körperliche Untersuchung sollte neben der Analinspektion auch eine digital-rektale Untersuchung und ggf. eine Anoskopie umfassen.

Bei der Behandlung sollte immer mit der am wenigsten invasiven Therapie begonnen werden. Bereits eine Umstellung der Ernährung (20–30 g Fasern in Form von Früchten, Gemüse oder Vollkornprodukten und fünf bis sechs Glas Wasser am Tag) kann Erleichterung bringen. Auch das Pressen beim Stuhlgang zu vermeiden, kann helfen. Zusätzlich ist eine Lokaltherapie möglich. Diverse Salben, Zäpfchen und Adstringenzien sind rezeptfrei erhältlich. Manche Produkte wie topisches Hydrocortison müssen verschrieben werden. Phlebotonika wie Pflanzenextrakte mit Flavonoiden können Juckreiz und Blutungen vermindern, beseitigen die Schmerzen aber in der Regel nicht komplett.

Wenn die genannten Maßnahmen nicht greifen, sind ambulante invasive Verfahren indiziert. Dazu gehört allen voran die Gummibandligatur. Mithilfe eines Instruments wird ein Gummiband um die Hämorrhoidenbasis gelegt, woraufhin das Gewebe innerhalb von 7 bis 14 Tagen nekrotisiert. Die Symptome lassen sich dadurch bei 89 % der Betroffenen lindern. Allerdings sind Rezidive mit bis zu 20 % häufig.

Sklerotherapie angenehmer, aber weniger effektiv

Bei der Sklerotherapie wird eine sklerosierende Substanz, z. B. Phenol, in die Hämorrhoide gespritzt. In puncto Blutungen und Prolaps ist die Methode weniger effektiv als die Gummibandligatur, dafür aber auch mit weniger Schmerzen nach dem Eingriff verbunden. Schließlich kommt noch eine Infrarotkoagulation infrage; diese ist ebenfalls etwas weniger effektiv als die Gummibandligatur.

Große Grad-III- sowie Grad-IV-Hämorrhoiden, gemischte Hämorrhoiden oder solche, die auf die genannten Therapien nicht ansprechen, sollten operiert werden. Die Hämorrhoidektomie kommt außerdem für Patientinnen und Patienten infrage, die Angst vor einem ambulanten Eingriff ohne Narkose haben. Der Vorteil der OP: Eine komplette Remission wird deutlich häufiger erzielt als bei einer Gummibandligatur. Manchmal kommt es jedoch zu postoperativen Komplikationen wie Blutungen, Schmerzen, Stuhlinkontinenz oder Harnverhalt.

Externe Hämorrhoiden erfordern nur bei Symptomen oder Thrombosierung eine Therapie. Liegt der Beginn der Beschwerden weniger als 72 Stunden zurück, ist eine Entfernung des Gerinnsels indiziert. Suchen die Betroffenen erst später einen Arzt auf, wird konservativ behandelt, mit Stuhlweichmachern, Analgetika oder Sitzbädern.

Quelle: Ashburn JH et al. JAMA 2025; doi: 10.1001/jama.2025.13083