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Statine Harter Kampf gegen das schlechte Image

Autor: Dr. Judith Lorenz

Statine können effektiv vor Herzinfarkten und Schlaganfällen schützen. Statine können effektiv vor Herzinfarkten und Schlaganfällen schützen. © nucia – stock.adobe.com
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Eine der Haupt­ursachen für Herzinfarkte und Schlaganfälle ist ein zu hohes LDL-Cholesterin. Obwohl Statine effektiv vor diesen kardiovaskulären Komplikationen schützen, wenden viele Betroffene die verschriebenen Präparate nicht an.

Grund ist das schlechte Image: Statine gelten als Auslöser für Muskelbeschwerden. Sie sind jedoch besser als ihr Ruf, berichtet ein Forscherteam u.a. vom Nuffield Department of Population Health der Universität Oxford.

Die Wissenschaftler der Cholesterol Treatment Trialists’ Collaboration fanden heraus, dass mehr als 90 % der unter einer Statinbehandlung auftretenden Muskelsymptome gar nicht auf das Medikament zurückzuführen sind. Sie analysierten dazu 19 große randomisierte Doppelblindstudien mit 123.940 Patienten, die über mindestens zwei Jahre mit einem Statin bzw. Placebo behandelt worden waren.

Die Statintherapie ging mit einer relativen Zunahme der Anzahl erstmaliger Muskelbeschwerden wie Muskelschmerzen oder -schwäche im einstelligen Prozentbereich einher. Allerdings betrafen diese im Wesentlichen nur das erste Behandlungsjahr, wobei in der Statingruppe nur bei einem von 15 Fällen von Muskelsymptomen das Medikament tatsächlich ursächlich war.

Nutzen der Statine überwiegt das Muskelrisiko deutlich

Sehr intensive Statinregime verursachten in der Studienkohorte häufiger und über einen längeren Zeitraum Beschwerden als weniger intensive Regime. Die verschiedenen Wirkstoffe unterschieden sich bezüglich der Nebenwirkungsrate jedoch nicht. Der erhebliche kardiovaskuläre Nutzen der Statine wiegt das unter der Behandlung leicht erhöhte Muskelrisiko bei Weitem auf, lautet das Fazit der Forschenden.

Diese Einschätzung teilt auch Prof. Dr. Maciej Banach von der Universität Lodz und wirbt für eine entsprechende Aufklärung der Öffentlichkeit. Er geht davon aus, dass die Mehrzahl der Nebenwirkungen auf Nocebo- bzw. ähnliche Effekte  oder Arzneimittelwechselwirkungen zurückzuführen sind. Sehr wahrscheinlich liege nur bei etwa einem von 100 Behandelten tatsächlich eine Statinintoleranz vor. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten, die für eine Statinbehandlung infrage kommen, sei die lipidsenkende Therapie dagegen problemlos möglich.