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Cholesterin HDL bekommt sein Fett weg

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Die Risikogruppe trank häufiger Alkohol. Die Risikogruppe trank häufiger Alkohol. © Rasi – stock.adobe.com
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Das HDL-Cholesterin wird gern als das „gute“ Cholesterin bezeichnet. Doch das stimmt offenbar nur bedingt: Sehr hohe HDL-Spiegel sind einer aktuellen Studie zufolge mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko verbunden.

Schon länger gibt es Hinweise da­rauf, dass die kardioprotektive Wirkung von HDL-Cholesterin differenzierter betrachtet werden muss. So hat die Hemmung des  CTEP (Cholesterinester-Transferprotein), die zum Anstieg des HDL-Cholesterins führt, keine Reduktion des kardiovaskulären Risikos zur Folge gehabt. Auch Genotypen, die Einfluss auf die HDL-Spiegel haben, zeigten keine Auswirkung auf das kardiovaskuläre Risiko.

Grund genug für Chang Liu und Koautoren von der Emory Universität Atlanta, dem „guten“ Cholesterin nochmals genau auf den Zahn zu fühlen. Sie untersuchten an zwei unabhängigen Kohorten mit insgesamt knapp 20.000 KHK-Patienten den Zusammenhang zwischen einem HDL-Cholesterin > 80 mg/dl und der Gesamt- sowie der kardiovaskulären Mortaliät.

Zu hohes HDL steigert Gesamtmortalität um 96 %

Nach einem Follow-up von 8,9 bzw. 6,7 Jahren kristallisierte sich eine U-förmige Kurve heraus. Das heißt, sowohl Patienten mit sehr niedrigem als auch Patienten mit sehr hohem HDL-Cholesterin wiesen eine höhere Mortalität auf als diejenigen im mittleren HDL-Cholesterin-Bereich zwischen 40 mg/dl und 60 mg/dl. Die nach Berücksichtigung diverser Risikofaktoren adjustierte Gesamtmortalität war für Patienten mit einem HDL-Cholesterin > 80 mg/dl um 96 % höher, die kardiovaskuläre Mortalität etwa um 70 %. Die Mortalitäten bei HDL-Spiegel < 30 mg/dl waren mit denen bei > 80 mg/dl vergleichbar.

Diese Assoziation erwies sich als unabhängig von bekannten genetischen Polymorphismen, die mit einem hohen HDL-Cholesterin assoziiert sind.

In beiden Kohorten wiesen weniger als 2 % der Teilnehmer ein HDL-Cholesterin > 80 mg/dl auf, schreiben Dr. Sadiya Khan von der Northwestern Universitiy Chicago und Kollegen im begleitenden Editorial. Diese Gruppe fiel auch mit einem weiteren Merkmal auf, nämlich häufigem Alkoholkonsum.

Auf jeden Fall könne man aus der Studie folgern, dass nur bei HDL-Spiegeln unter 80 mg/dl von einem „guten“ Cholesterin die Rede sein kann. Dies bedeute, dass in der täglichen Praxis nicht nur sehr niedrige, sondern auch sehr hohe HDL-Spiegel als Warnsignale zu deuten sind.

Quellen:
1. Liu C et al. JAMA Cardiol 2022; DOI: 10.1001/jamacardio.2022.0912
2. Khan SS, Fonarow GC. JAMA Cardiol 2022;  DOI: 10.1001/jamacardio.2022.0924