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Ovarialkarzinom Hinweise für mehr Fälle gibt es vor allem für die Rezidivsituation

DKK 2022 Autor: Birgit-Kristin Pohlmann

Ob das Risiko für MDS/AML durch die Erhaltungstherapie mit einem PARP-Inhibitor bei fortgeschrittenem Ovarialkarzinom erhöht wird, soll geklärt werden. Ob das Risiko für MDS/AML durch die Erhaltungstherapie mit einem PARP-Inhibitor bei fortgeschrittenem Ovarialkarzinom erhöht wird, soll geklärt werden. © blueringmedia – stock.adobe.com
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Die Erhaltungstherapie mit einem PARP-Inhibitor hat die Prognose von Frauen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom und BRCA1/2-Keimbahnmutation substanziell verbessert. Diskutiert wird, ob sich dadurch das Risiko für Langzeitnebenwirkungen, speziell für ein myelodysplastisches Syndrom und eine akute myeloische Leukämie, erhöht.

Die Erhaltungstherapie mit einem PARP-Inhibitor (PARPi) habe sowohl in der First-Line-Situation als auch im Rezidiv einen hohen Stellenwert für Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom und BRCA1/2-Keimbahnmutation (gBRCA1/2), betonte PD Dr. Florian Heitz, Kliniken Essen Mitte. Vor Zulassung der ­Substanzen hatten etwa 80 % der Frauen nach drei Jahren einen Rückfall und waren innerhalb weniger Jahre gestorben. Es sei eine Erfolgsgeschichte, wenn jetzt über Langzeitnebenwirkungen diskutiert werde. 

Schwere Nebenwirkungen sind selten

Langzeitnebenwirkungen seien primär ein Thema in der Rezidivsituation, da die PARPi-Erhaltungstherapie hier bis zur Progression oder dem Auftreten inakzeptabler Nebenwirkungen durchgeführt werde. Gut 20 % der Patientinnen seien auch nach fünf und mehr Jahren weiterhin unter Behandlung, so PD Dr. Heitz. Die Studiendaten zeigten, dass die meisten Nebenwirkungen initial auftreten und sich mit Dosisreduktionen bzw. -anpassungen plus symptomatischer Therapie gut behandeln lassen. Schwere Nebenwirkungen seien unter PARPi selten.

Gelegentlich würden Fälle von MDS/AML beobachtet, weshalb man diskutiert, ob die PARP-Hemmung mit einem erhöhten Risiko einhergeht. Aus der First-Line-Situation gebe es keine dementsprechenden Hinweise; im Fall eines Rezidivs sei die Inzidenz dagegen leicht gesteigert und betrage unter Therapie etwa 4 %. Auch nach Behandlungsende würden noch MDS/AML-Fälle diagnostiziert – allerdings auch in der Kontrolle mit Placebo. Unklar sei daher, ob dies ein Effekt der PARP-Inhibition sei, so der Experte. 

Mehr Therapielinien – mehr Risiko

Die Studiendaten deuteten auf eine gewisse Abhängigkeit von der Therapielinie hin, so PD Dr. Heitz. Je mehr Vorbehandlungen die Frauen hatten, desto höher war – auf insgesamt niedrigem Niveau – die MDS/AML-Inzidenz. 

In der NOVA-Studie war das MDS/AML-Risiko bei den gBRCA1/2-mutierten Erkrankten – unabhängig von der PARP-Inhibition – höher als in der Gesamtstudienpopulation. Möglicherweise, so der Referent, gehe die gBRCA1/2-Veränderung mit einer gesteigerten MDS/AML-Inzidenz einher.

Laut PD Dr. Heitz gibt es keinen gesicherten Zusammenhang zwischen PARP-Inhibition und dem MDS/AML-Risiko. Die Betroffenen könnten mit einem PARPi jedoch länger erfolgreich behandelt werden. Deutlich plausibler sei, dass dies bzw. die vermehrten Therapielinien die Gefahr für MDS/AML steigern. Ob ein erhöhtes Risiko für Personen mit gBRCA-Mutationen besteht, werde derzeit in einer prospektiven Studie untersucht. Es gebe erste Hinweise, dass Chemotherapie-induzierte Alterationen in Genen der klonalen Hämatopoese das Risiko für myelodysplastische Neoplasien erhöhen.

Quelle: Heitz F. DKK 2022; Vortrag: „Langzeitnebenwirkungen nach PARP-Therapien“