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Hüftschmerzen bei jungen Erwachsenen: Welche Fragen Sie brauchen, um die Schmerzursache einzugrenzen

Autor: Dr. Alexandra Bischoff

Milde Hüftdyspla­sien werden oft erst im Erwachsenen­alter entdeckt. Milde Hüftdyspla­sien werden oft erst im Erwachsenen­alter entdeckt. © wikimedia/Login jetable
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Wenn junge Erwachsene an Hüftschmerzen leiden, steckt dahinter häufig eine therapiebedürftige Erkrankung. Ein Fragenkatalog sowie eine gezielte körperliche Untersuchung eignen sich, um wichtige Auslöser zu erkennen.

Jeder Allgemeinarzt in einer Praxis mit etwa 8000 Patienten sieht jährlich rund 20 (junge)Erwachsene im Alter zwischen 16 bis 50 Jahren mit Hüftbeschwerden. Dahinter können intra-, extraartikuläre oder nicht-orthopädische (z.B. Leistenhernie, gynäkologische Komplikationen) Ursachen stecken. Meist weisen eine ausführliche Anamnese und eine klinische Untersuchung bereits auf die Pathologie des Hüftschmerzes hin, schreiben Alastair­ G. Dick­, Guy’s and St. Thomas’ NHS Foundation Trust, London, und Kollegen. Folgende Fragen sollten Kollegen deshalb anamnestisch stellen:

  • Wo sind die Beschwerden genau?
  • Gab es ein Unfallereignis?
  • Ist der Nachtschlaf dadurch gestört? (Hinweis auf Hüftkopfnekrose, Osteoarthritis, Tumor)
  • Treten die Schmerzen bei schwerem Tragen auf? (Hinweis auf Fraktur, Tumor, Infektion)
  • Treten sie bei längerem Sitzen auf? (Hinweis auf Hüftimpingement, Dysplasie)
  • Sind Hüftprobleme aus der Kindheit bekannt? (Erhöhtes Risiko für Hüftimpingement, Arthrose)
  • Welche Sportarten werden ausgeübt? (Kontaktsport)
  • Bestehen zudem Schmerzen in anderen Gelenken oder weitere Symptome? (Hinweis auf Gelenkentzündung) n Werden Steroide eingenommen oder wird Alkohol in großen Mengen konsumiert? (Risikofaktoren für Hüftkopfnekrose)

Treten die Beschwerden akut auf, könnte eine Infektion, eine Ergussbildung oder ein Trauma dahinterstecken. Beginnen sie allerdings allmählich und nehmen dann über Monate bzw. Jahre langsam zu, ist potenziell eine angeborene Fehlstellung oder eine entwicklungsbedingte Fehlform kombiniert mit sportlicher Aktivität die Ursache.

Am häufigsten kommen Schmerzen im vorderen Bereich der Leiste vor und werden als stechend oder einschießend empfunden wie beim Hüftimpingement oder bei der Hüftdysplasie. Wenn man die Patienten nach dem genauen Schmerzpunkt fragt, machen sie bei intraartikulären Schmerzen typischerweise das sog. C-Zeichen (Hand in die Hüfte gestemmt mit dem Zeigefinger Richtung Leiste und dem Daumen nach hinten). Schmerzen, die nach distal in den Oberschenkel ausstrahlen, weisen auf mögliche ven­trolaterale Knorpel-Labrum-Schäden hin. Rein gluteale Beschwerden und Symptome im Trochanterbereich hingegen sprechen eher für eine extraartikuläre Pathologie.

Häufige Pathologien

  • Femoroazetabuläres Impingement
  • Hüftgelenksdysplasie
  • Stressfraktur
  • Hüftkopfnekrose
  • schnappende Hüfte
  • Bursitis/Tendinopathie
  • Arthrose

Oberschenkel in 90°-Beugung adduzieren und innenrotieren

Ein für die Diagnostik hilfreicher Provokationstest ist der klassische Impingement-Test. Dabei wird das Hüftgelenk bei 90°-Hüftbeugung in Adduktion und Innenrotation gebracht. Er gilt als positiv, wenn medial in der Leiste Schmerzen auftreten. Das trifft auf etwa 50 % der Fälle zu. Weitaus seltener steckt hinter der Schmerzsymptomatik eine Hüftdysplasie oder eine Arthrose. Primär kann man versuchen, z.B. die Beschwerden des femoroazetabulären Impingements konservativ in den Griff zu bekommen. Dazu eignen sich Analgetika, Steroidinfiltrationen in das Hüftgelenk sowie physiotherapeutische Übungen zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur. Sollte keine Besserung eintreten, ist meist ein chirurgisches Vorgehen indiziert.

Quelle: Dick AG et al. BMJ 2018; 361: k1086