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Induktionsherde belasten den Körper offenbar kaum

Autor: Michael Brendler

Heiße Pfanne, kaltes Kochfeld – mit einem Induktionsherd hätte Nikola Tesla sein Ei wohl auch am liebsten gebraten. Heiße Pfanne, kaltes Kochfeld – mit einem Induktionsherd hätte Nikola Tesla sein Ei wohl auch am liebsten gebraten. © iStock/ShotShare
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Magnetfelder von Induktionsherden stehen im Verdacht, Krebs zu begünstigen und Herzschrittmacher aus dem Takt zu bringen. Die Evidenz dahinter steht allerdings auf wackeligen Füßen. Nichtsdestotrotz sollten Risikogruppen ein paar Regeln beachten.

Rasche Reaktionszeiten, schnelles Ankochen, kürzere Kochdauer: Induktionsherde haben Tempo in die Küche gebracht. Die dafür notwendige Wärmeenergie produzieren mittelfrequente Magnetfelder, die allerdings immer wieder im Fokus gesundheitlicher Bedenken stehen.

Schwangere und kleine Kinder in Gefahr?

So erhöhe der unsachgemäße oder häufige Gebrauch das Risiko für kindliche Leukämien und Lymphome, weil die Magnetfelder besonders auf die blutbildenden Zellen einwirken. Zudem gefährde die Anordnung der Kochplatten den Kopfbereich kleiner Kinder und den Unterleib Erwachsener. Das dürfte besonders Schwangere interessieren, schreibt Professor Dr. Wilfried K­ühling vom Institut für Geowissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Keine Metallkochlöffel für Patienten mit Schrittmacher

Ein Blick auf die wissenschaftlichen Daten zeigt allerdings, dass das Thema wohl zu heiß gekocht wird. Zwar können falsches Kochgeschirr oder unvollständig bedeckte Herdplatten zu Streufeldern beitragen und stärkere Immissionen elektrische Körperströme induzieren. Auch sollten sich Träger eines Herzschrittmachers oder Defibrillators zunächst mit ihrem Arzt besprechen und lieber keine Metallkochlöffel benutzen.Wie schädlich das Kochen am Induktionsherd aber tatsächlich ist, darüber diskutieren Experten von verschiedenen Seiten.

In den Studien, die sich bis dato mit der Magnetfeldbelastung durch die Geräte befasst haben, lagen die Immissionen stets unterheralb der gesundheitsbedenklichen Grenze, urteilt das Bundesamt für Gesundheit der Schweiz (BAG). Hält man sich am Herd an ein paar Regeln (s. Kasten), sei die Wahrscheinlichkeit für Nerven- und Muskelreizungen gering.

Das Rezept zur Reduktion der Magnetfeldbelastung

  • Die Pfanne sollte immer in der Mitte der Kochzone stehen, gut passen und sie vollständig bedecken
  • Defekte Pfannen mit krummen Böden möglichst nicht verwenden. Zudem empfiehlt sich der Einsatz von Induktions­kochgeschirr
  • Am besten die hinteren Kochfelder oder die vorderen Kochfelder mit reduzierter Leistung verwenden
  • Einen Abstand von 5–10 Zentimetern zum Herd einhalten

Was die Magnetfelder im menschlichen Körper anrichten, untersuchte die Forschungsstiftung IT'IS im Auftrag des BAG. Sie ließen Modellpersonen an verschiedenen Geräten „kochen“ und maßen die magnetfeldbedingten elektrischen Ströme im Körper. Für zwei getestete Einbaugeräte gaben sie grünes Licht. Ausnahmen hätte es nur bei einer Schwangeren im neunten Monat, einem sechsjährigen Kind sowie einem leistungsstarken mobilen Profigerät gegeben. Die für die gesundheitliche Bewertung ausschlaggebenden Ströme im ZNS lagen jedoch auch dabei innerhalb der Grenzen.

Auch die WHO fand keine belastbaren Studien

Eine von Prof. Kühling aufgeworfene Frage kann die Wissenschaft allerdings nicht beantworten: Zu den spezifischen längerfristigen Auswirkungen von Induktionskochherden liegen bisher kaum Daten vor. So betont die WHO, dass man aus den wenigen Tierstudien keine belastbaren Schlüsse ziehen könne. Humanstudien untersuchten den Effekt lediglich im Zusammenhang mit Bildschirmen. Es bleibe unklar, inwieweit man deren Ergebnisse auf Induktionskochherde übertragen könne. Denn sowohl Strahlung als auch Größe des Magnetfeldes unterscheiden sich. Aktuell gebe es keine überzeugenden Hinweise, dass die Magentfelder der Induktionsherde die Gesundheit beeinträchtigen, resümiert die WHO.

Quellen:
Kühling W. Intern Prax 2018; 59: 367-368
Faktenblatt Induktionskochherd, Eidgenössisches Departement des Innern EDI, Bundesamt für Gesundheit BAG