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Grippeschutz Infarktpatienten sofort impfen

Autor: Manuela Arand

Impft man Infarktpatienten noch während des Klinikaufenthalts, senkt man ihr Sterberisiko erheblich. Impft man Infarktpatienten noch während des Klinikaufenthalts, senkt man ihr Sterberisiko erheblich. © jayzynism – stock.adobe.com
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Patienten, die wegen eines akuten Myokardinfarkts in der Klinik liegen, sollten unverzüglich gegen Influenza geimpft werden. Das senkt ihr Sterberisiko drastisch.

Dass die Virusgrippe kardiovaskuläre Patienten besonders stark gefährdet und die Impfung lohnt, ist bekannt. Ungewiss war aber bisher, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Professor Dr. Ole Frøbert, Universität Örebro, und Kollegen haben das in der IAMI-Studie untersucht. Geplant war, 4.400 Infarktpatienten binnen 72 Stunden nach Koronarangigraphie/-intervention* eine Dosis Influenzaimpfstoff oder Placebo zu verabreichen. Corona sorgte dafür, dass es nur 2.571 Teilnehmer gab. Die Ergebnisse können sich dennoch sehen lassen.

Die Studie lief über vier Grippesaisons zwischen 2016 und 2020. Der primäre Endpunkt – die Kombination von Gesamtmortalität, Reinfarkt und Stentthrombose nach einem Jahr –, trat in der Placebogruppe bei 91 Patienten auf, in der Verumgruppe nur in 67 Fällen. Das entsprach einer Risikominderung um 28 %. Die Gesamtmortalität wurde signifikant reduziert, ebenso die kardiovaskuläre Sterblichkeit (Hazard Ratio jeweils 0,59). 

Reinfarkte in beiden Gruppen ähnlich häufig

Bemerkenswert ist dabei, dass Reinfarkte nicht reduziert wurden (29 unter Placebo, 25 unter Vakzine) und Stentthrombosen zwar selten, aber nach Impfung doppelt so häufig auftraten (6 vs. 3 Fälle, keine statistische Signifikanz). Subgruppenanalysen zeigten keinen Einfluss von Alter, Geschlecht oder Diabetes als Begleiterkrankung. Für Prof. Frøbert markieren die Studienergebnisse einen neuen Versorgungsstandard: Alle Infarktpatienten sollten so schnell wie möglich ihre Grippeimpfung erhalten, unabhängig davon, ob die Influenza gerade Saison hat. 

Seine Kollegin Professor Dr. Barbara Casadei­, John Radcliffe Hospital Oxford, goss ein wenig Wasser in den Wein. Die Daten seien ja recht überzeugend, aber sie sähe gerne eine weitere Studie mit mehr Power, um das Ergebnis zu untermauern. Außerdem stehe die Frage im Raum, woran die Patienten eigentlich gestorben seien, da es keine Unterschiede beim Infarkt gebe. 90 % der Todesfälle waren laut Prof. Frøbert kardiovaskulär bedingt. Die meisten Patienten starben zuhause, was ihmzufolge für plötzlichen Herztod als Todesursache spricht.

* in Zentren in Bangladesh erfolgte die Injektion binnen 72 Stunden nach Klinikaufnahme

Kongressbericht: ESC Congress 2021