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Manschette des Blutdruckmessgerätes Jeder Arm ist anders

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Nicht nur die Position, auch die richtige Manschettengröße ist wichtig für verlässliche Werte. Nicht nur die Position, auch die richtige Manschettengröße ist wichtig für verlässliche Werte. © New Africa – stock.adobe.com
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Ist die Manschette des Blutdruckmessgerätes zu groß oder zu klein, kann das für falsche Ergebnisse sorgen. Wer verlässliche Werte haben will, sollte sich nicht auf die Standardgröße verlassen. 

Zum Blutdruckmessen wird häufig eine Manschette in Standardgröße verwendet – unabhängig vom Armumfang des Patienten. Dr. ­Junichi Ishigama­ von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore und Kollegen haben untersucht, wie sich untere Manschettengrößen auf die Messergebnisse auswirken. Gut die Hälfte der 195 Freiwilligen, die sie in ihre Studie einschlossen,  war hyperton. Insgesamt führten die Wissenschaftler jeweils vier Blutdruckmessrunden mit automatischen Messgeräten (Oszillationsprinzip) durch. Dabei wählten sie für die ersten drei Messrunden randomisiert eine für den jeweiligen Teilnehmer passende Manschettengröße, eine zu kleine sowie eine zu große Manschette. Die abschließende vierte Messung erfolgte erneut mit der jeweils passenden Größe.

Fehlmessungen vor allem bei größerem Armumfang

Verwendete man bei einer Person, für die eigentlich eine kleine Manschette notwendig gewesen wäre, die Standardgröße, resultierte ein falsch-niedriger systolischer Druck, der gemittelt 3,6 mmHg unter dem richtigen Wert lag. Wäre eine große bzw. extra-große Manschette notwendig gewesen, kam die Standardgröße zu falsch-hohen systolischen Werten (im Mittel +4,8 mmHg bzw. +19,5 mmHg).

Diese Aussagen trafen, wenn auch in geringerem Ausmaß, ebenso für den diastolischen Druck zu. Fehlmessungen waren bei den Teilnehmern am deutlichsten, wenn statt der Standardgröße die Formate L oder XL notwendig gewesen wären. Stratifizierte man nach der Höhe der systolischen Blutdruckwerte oder dem BMI, änderte sich das Ergebnis nicht.

In Anbetracht der Tatsache, dass Hypertonie der Hauptrisikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, haben die Ergebnisse eine große Bedeutung, schreiben Dr. Mathias Lalika, Department of Cardiovascular Medicine, Mayo Clinic College of Medicine, Rochester, und Kollegen in ihrem Kommentar. Denn eine blutdrucksenkende Therapie bei eigentlich gesunden Menschen hat körperliche und psychische Konsequenzen. Umgekehrt verzörgert sich bei tatsächlich hypertonen Menschen die Behandlung unnötig, wenn man von einem falsch-niedrigen Messwert ausgeht. Da automatisierte Messgeräte in vielen Zentren und von Patienten selbst genutzt würden, müsse der Stellenwert der richtigen Manschettengröße deutlich stärker in den Fokus rücken.

Quelle: 1. Ishigami Y et al. JAMA Intern Med 2023; DOI: 10.1001/jamainternmed.2023.3264
2. Lalika M et al. JAMA Intern Med 2023; DOI: 10.1001/jamainternmed.2023.3277