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Jeder dritte Senior schluckt regelmäßig frei verkäufliche Präparate

Autor: Dr. Judith Lorenz

Vor allem Frauen hat es die Pflanzenkraft angetan. Vor allem Frauen hat es die Pflanzenkraft angetan. © fotolia/Steidi
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Viele ältere Menschen nehmen neben den verordneten Medikamenten pflanzliche Präparate oder Nahrungsergänzungsmittel ein. Bei jedem Dritten kann es dabei zu teils gefährlichen Wechselwirkungen kommen.

Polypharmazie stellt gerade unter Älteren ein zunehmendes Problem dar. Komorbiditäten und eine oftmals eingeschränkte Ausscheidungsfunktion begünstigen die Gefahr potenzieller Wechselwirkungen. Auch pflanzliche Wirkstoffe und Nahrungssupplemente sind davon nicht ausgenommen, berichten Kollegen um Taofikat B. Agbabiaka vom Centre for Research in Public Health and Community Care, University of Hertfordshire, Hatfield. Sie haben 149 selbstständig lebende Patienten zu ihrem Arzneimittelgebrauch befragt. Die Teilnehmer waren mindestens 65 Jahre alt.

Schlaffördernde Extrakte, Vitamine und Mineralien

Rund 34 % der Senioren gaben an, neben verschreibungspflichtigen Medikamenten regelmäßig frei verkäufliche Präparate einzunehmen. Frauen signifikant häufiger als Männer. In der Mehrzahl handelte es sich um Vitamine und Mineralien, etwa Lebertran, Glukosamin, Multivitaminpräparate und Vitamin D. Die am häufigsten eingenommenen pflanzlichen Präparate umfassten Nachtkerzenöl, Baldrian und andere schlaffördernde Extrakte sowie Knoblauch.

Interaktionen mit Statinen und Calciumantagonisten

Bei etwa einem Drittel der Wirkstoffkombinationen muss man allerdings mit Interaktionen rechnen, schreiben die Forscher. Vor allem bei Statinen, Kalziumkanalblockern und ASS. Veränderungen in der Bioverfügbarkeit und Effektivität verschiedener Pharmaka, aber auch ein Anstieg des Blutzuckers sowie ein höheres Blutungsrisiko sind möglich. Angesichts der hohen Prävalenz an Komedikationen älterer Patienten empfehlen sie, gezielt nach der Einnahme von nicht verschreibungspflichtigen Präparaten zu fragen.

Quelle: Agbabiaka TB et al. Br J Gen Pract 2018; 68: e711-e717