
Hyperkaliämierisiko bewerten Kaliumüberschuss erkennen, bevor er entsteht

Bei Personen mit Typ-2-Diabetes und chronischer Niereninsuffizienz empfehlen verschiedene Leitlinien, das Fortschreiten der Nierenerkrankung mit Medikamenten zu verzögern und das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse zu senken. Mittlerweile stehen hierfür nephro- und kardioprotektive Substanzen wie der nicht steroidale, selektive Mineralokortikoidrezeptorantagonist Finerenon zur Verfügung. Dennoch bleibt ein potenzieller Kaliumüberschuss ein kritischer Aspekt in der medikamentösen Therapie der diabetischen Nierenerkrankung, schreiben Forschende um Dr. João Pedro Ferreira von der Universität Porto.
Anhand der Daten aus dem Placeboarm (n = 6.355) der gepoolten FIDELITY-Studienpopulation hat die Forschergruppe daher ein Risikomodell entwickelt, mit dem das Auftreten einer Hyperkaliämie in der klinischen Praxis bewertet werden kann. In das Modell bezogen sie sieben Risikofaktoren ein, die unabhängig voneinander mit neu auftretender Hyperkaliämie assoziiert sind. Definiert wurde die Elektrolytstörung als erstmalig auftretender behandlungsbedingter Serumkaliumspiegel > 5,5 mmol/l. Den sieben Risikofaktoren ordneten sie jeweils einen Punktwert zu (siehe Tabelle).
Risikofaktor | Punkte |
---|---|
eGFR < 45 ml/min/1,73 m² | 1 |
Albumin-Kreatinin-Quotient > 1.000 mg/g | 2 |
Serum-Kaliumspiegel > 4,5 mmol/l | 3 |
Hyperkaliämie in der Vorgeschichte | 2 |
Hämoglobin < 12 g/dl | 1 |
keine Einnahme von Thiaziddiuretika | 1 |
keine Einnahme von SGLT2-Inhibitoren | 2 |
Der daraus errechnete ganzzahlige Risikoscore reichte von 0 bis 12 Punkte, wobei 0 bis 3 Punkte ein geringes, 4 bis 6 Punkte ein mittleres und 7 bis 12 Punkte ein hohes Risiko für eine neu auftretende Hyperkaliämie bedeuteten. Das Risikomodell validierten die Forschenden anschließend anhand des Finerenon-Behandlungsarms (n = 6.381) aus der FIDELITY-Studie. Das Modell lieferte genaue Risikoscores.
Das Team analysierte zudem die Wirksamkeit und Sicherheit von Finerenon bei Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichem Hyperkaliämierisiko. Zu den Wirksamkeitsergebnissen gehörte das Auftreten kardiovaskulärer und nierenbezogener Ereignisse. Das Risiko für eine neu auftretende Hyperkaliämie stieg über die Risikogruppen an: Während es in der Gruppe derjenigen mit niedrigem Risiko bei 2,7 % lag, entwickelten in der Gruppe mit mittlerem bzw. hohem Risiko 7,0 bzw. 16,7 % der Personen eine Hyperkaliämie. Finerenon reduzierte im Vergleich zu Placebo kardiovaskuläre und nierenbedingte Ereignisse unabhängig vom Hyperkaliämierisiko.
Die Autorengruppe geht davon aus, dass das entwickelte Modell hilfreich sein könnte, um Betroffene mit einem hohen Risiko für die Elektrolytstörung in der klinischen Praxis zu identifizieren und maßgeschneiderte Behandlungsstrategien zu ermöglichen.
Quelle: Ferreira JP et al. Eur Heart J 2025; DOI: 10.1093/eurheartj/ehaf258