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Aortenstenose Katheter dem offenen Klappenersatz ebenbürtig

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Im chirurgisch behandelten Kollektiv starben 6,6 % der Patienten, mit der minimalinvasiven Versorgung waren es 4,6 %. Im chirurgisch behandelten Kollektiv starben 6,6 % der Patienten, mit der minimalinvasiven Versorgung waren es 4,6 %. © peterschreiber.media- stock.adobe.com
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Bei schwerer Aortenstenose lässt sich die Klappe per Katheter oder über eine offene Operation austauschen. Bei Patienten über 70 mit erhöhtem Operationsrisiko ist das minimalinvasive dem chirurgischen Eingriff ebenbürtig. Das stützt die bisherigen Leitlinien, die bei älteren PAtienten die TAVI empfiehlt.

Bei älteren Patienten mit schwerer Aortenstenose zeigt sich die kathetergestützte valvuläre Implantation (TAVI) dem offenen Klappenaustausch schon bei intermediärem OP-Risiko ebenbürtig. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle britische Studie, die beide Verfahren unter Alltagsbedingungen verglich.

Beteiligt waren alle 34 britischen Zentren, die die minimalinvasive Intervention anbieten. Man unterschied dabei nicht zwischen den in Europa zugelassenen Modellen. Insgesamt unterzogen sich im Studienzeitraum 913 Patienten mit schwerer symptomatischer Aortenstenose einer der beiden Interventionen. Sie waren entweder über 80 Jahre alt oder über 70 und hatten ein erhöhtes OP-Risiko. Als primären Endpunkt hatte man die Gesamtmortalität während des einjährigen Beobachtungszeitraums nach der Interven­tion festgelegt.

Im chirurgisch behandelten Kollektiv starben 6,6 % der Patienten, mit der minimalinvasiven Versorgung waren es 4,6 %. Somit erfüllte die TAVI das vordefinierte Kriterium für eine Nichtunterlegenheit: Eine Differenz von weniger als 5 %, schreiben Dr. William Toff von der Universität Leicester und Kollegen.

Unterschiede gab es bei den sekundären Endpunkten. Zu den Vorteilen der TAVI zählten eine verringerte stationäre Verweildauer (drei vs. acht Tage) und ein niedrigeres Risiko für schwere Blutungen (7,2 % vs. 20,2 %). Negativ zu verbuchen waren vermehrte vaskuläre Komplikationen (10,3 % vs. 2,4 %) und ein erhöhter Schrittmacherbedarf (14,2 % vs. 7,3 %). Zu einer leichten valvulären Regurgitation kam es bei 38,3 % der TAVI-Patienten, verglichen mit 11,7 % der Operierten. Eine moderate Klappeninsuffizienz wurde in 2,3 % vs. 0,6 % verzeichnet, ein schwerer Rückstrom trat in keinem der Kollektive auf.

Haltbarkeit der Ersatzklappe noch nicht ganz geklärt

Somit ließen sich in einem Kollektiv mit multiplen valvulären Implantaten unter Alltagsbedingungen vergleichbare Ergebnisse erzielen wie in vorangegangenen Studien mit jeweils nur einem spezifischen Klappenmodell für die TAVI. Das stützt die bisherigen Leitlinien, die das kathetergestützte Verfahren für ältere Patienten mit schwerer Aortenstenose empfehlen. Jüngere Menschen müssen sich noch gedulden: Vor einem Einsatz in ihrer Altersgruppe muss die Haltbarkeit des Klappenersatzes noch genauer geprüft werden, heißt es im begleitenden Kommentar von Dr. Catherine Otto aus der Washington School of Medicine in Seattle und Dr. Jae-Kwan Song vom Asan Medical Center in Seoul.

Quellen: 1.    Toff WD et al. JAMA 2022; 327: 1875-1887; DOI: 10.1001/jama.2022.5776 / 2.    Otto CM, Song JK. JAMA 2022; 327:1870-1871;  DOI: 10.1001/jama.2022.5424

Insgesamt unterzogen sich im Studienzeitraum 913 Patienten mit schwerer symptomatischer Aortenstenose einer der beiden Interventionen. Insgesamt unterzogen sich im Studienzeitraum 913 Patienten mit schwerer symptomatischer Aortenstenose einer der beiden Interventionen. © asikkk/gettyimage