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Kognitive Verhaltenstherapie der Depression ohne Langzeiteffekt

Autor: Dr. Daniela Erhard

Es fanden sich keine Belege dafür, dass eine KVT nachhaltig vor erneuten Depressionen schützt. Es fanden sich keine Belege dafür, dass eine KVT nachhaltig vor erneuten Depressionen schützt. © iStock/demaerre
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Wer Antidepressiva bekommt, sollte diese nach Abklingen der akuten Symptome weiter nehmen. Das senkt die Rückfallgefahr – auch, wenn man parallel noch eine kognitive Verhaltenstherapie absolviert. Trotzdem bleibt das Risiko für erneute Episoden hoch.

Wie bekommt man eine Depression am besten in den Griff? Im Akutfall scheint wohl die Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie eine wirksame Strategie. Auch die Ergebnisse einer aktuellen Phase-2-Studie deuten darauf hin, dass sich die Responserate erhöht, wenn Patienten mit Majordepression neben Antidepressiva an einer Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) teilnehmen. Die Frage ist nur: Wie lange halten die Effekte an? Um eine Antwort darauf zu finden, hatten Professor Dr. Robert J. DeRubeis von der University of Pennsylvania in Philadelphia und Kollegen insgesamt 292 Patienten weiterverfolgt. Deren chronische Depression bzw. depressive Episode konnte zuvor erfolgreich in Phase 1 behandelt werden.

In der aktuellen Arbeit1 schlichen die Forscher bei einigen Teilnehmern die Medikamente aus. Blieben die Spiegel der Substanz während der dreijährigen Beobachtung erhalten, betrug die Rückfallquote sowohl unter den Pharmaka allein als auch unter der Kombination mit KVT je 48,5 %. Wurden die Präparate allerdings langsam abgesetzt, stiegen die Raten deutlich an: auf rund 75 % bei jenen aus der Monotherapiegruppe, die kombiniert Behandelten kamen auf fast 77 %.

Damit fanden sich keine Belege dafür, dass eine KVT nachhaltig vor erneuten Depressionen schützt. Auch der Vorteil für die schwer Erkrankten ging in den drei Jahren verloren. Während sie mutmaßen, dass die Medikamente den Effekt der Verhaltenstherapie beeinträchtigt haben könnten, hält ihre Kollegin Professor Dr. Marlene P. Freeman vom Massachusetts General Hospital in Boston das für eher unwahrscheinlich.2

Die Studie habe gezeigt, dass eine Therapie mit Antidepressiva unbedingt weitergeführt werden sollte. Jedoch bleibe offen, welchen Effekt zum Beispiel das Absetzen der KVT gehabt hätte. Insofern bleibe weiterhin unklar, welche Form der Erhaltungstherapie effektiv wirkt.

Quellen:
1. DeRubeis RJ et al. JAMA Psychiatry 2019; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2019.3900
2. Freeman MP. A.a.O.: DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2019.3637