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Komplizierte PEG: Mit Verstopfung, Leckagen und Buried Bumper umgehen

Autor: Kathrin Strobel

Nach dem Legen der Sonde steht die Betreuung durch den Hausarzt an, um Komplikationen zu erkennen und zu vermeiden. Nach dem Legen der Sonde steht die Betreuung durch den Hausarzt an, um Komplikationen zu erkennen und zu vermeiden. © wikimedia/GFDL (CC BY-SA 3.0)
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Was ist zu tun, wenn die PEG-Sonde herausrutscht, das Stoma nicht aufhört zu bluten oder der Patient immer wieder Nahrung aspiriert? Tipps zum Umgang mit den häufigsten Komplikationen der perkutanen endoskopischen Gastrostomie – und wie sie sich vermeiden lassen.

Eine Magensonde ist im Schnitt etwa ein bis zwei Jahre haltbar. Einheitliche Empfehlungen dazu, wann der Schlauch gewechselt werden sollte, gibt es nicht. Spätestens wenn die Sonde verstopft, bricht oder leckt, ist ein Austausch unumgänglich, schreiben Dr. Karima­ Farrag­ von der Abteilung Gastroenterologie und Ernährungsmedizin im Krankenhaus Sachsenhausen und ihre Kollegen.

Vor allem innerhalb der ersten Tage nach dem Legen der Sonde kann diese herausrutschen. Kommt es in der Folge zu einer Entzündung, Undichtigkeit oder Blutung – innerhalb der ersten vier Wochen ist das Risiko hierfür erhöht –, sollte sofort ein Spezialist zurate gezogen werden. Bleiben die Komplikationen aus, wartet man ab, bis der PEG-Kanal „reif“ ist, d.h. Magen- und Bauchwand miteinander verbacken sind (üblicherweise nach sechs Wochen). Dann kann der Spezialist eine neue Sonde platzieren.

Als seltene Frühkomplikation gelten okkulte Blutungen. Risikofaktoren sind die Behandlung mit Antikoagulanzien, Thrombozytenaggregations- oder Serotonin-Wiederaufnahmehemmern. Abhängig von der individuellen Risikokonstellation sollte man die Gerinnungshemmer vor der PEG-Anlage vor­übergehend absetzen.

Wundinfektionen treten in bis zu 25 % der Fälle auf. Bei nur gering ausgeprägten Entzündungsreaktionen helfen lokale Antiseptika und häufiger Verbandwechsel, schwerere erfordern dagegen zumeist Antibiotika.

Leckagen, d.h. peristomale Austritte von Nahrung oder Medikamenten, können sporadisch vorkommen oder regelmäßig auftreten. Handelt es sich um ein isoliertes Ereignis, kann es ausreichen, die Haut rund um das Stoma mit zinkhaltigen Schutzcremes zu behandeln. Halten die Leckagen bei „ausgereiftem“ PEG-Kanal an, sollte die Sonde für vier bis sechs Tage entfernt und der Patient vorübergehend parenteral ernährt werden. Sobald die Öffnung des Stomakanals etwas zugewachsen ist, kann an gleicher Stelle eine neue Sonde gelegt werden. Sind dagegen noch keine sechs Wochen nach der PEG-Anlage vergangen, muss man die neue Ernährungssonde an anderer Stelle platzieren.

Ein Verstopfen des Schlauchs lässt sich durch regelmäßiges Spülen mit 40–50 ml warmem Wasser vor und nach dem „Essen“ meist vermeiden. Kochsalzlösung eignet sich hierfür nicht, da das Salz im Schlauch kristallisieren kann. Auch von kohlensäurehaltigen Lösungen sollte man die Finger lassen. Diese sorgen zwar für eine effektive Reinigung, tragen aber zur Versprödung des Schlauchs bei. Besser geeignet sind Pankreasenzyme, die Verstopfungen lösen, ohne das Material anzugreifen.

Falls Spülen nicht ausreicht, muss der Spezialist ran, der der Blockade mit Kathetern, Drähten und Bürsten zu Leibe rückt. Auf keinen Fall dürfen die Patienten selbst zu solchen Hilfsmitteln greifen, mahnen die Autoren.

Von einem Buried-Bumper- Syndrom spricht man, wenn die interne PEG-Halteplatte in Magenwand und Bauchdecke einwächst. Es tritt bei etwa 1 % der Patienten auf und kann sich u.a. durch Schmerzen, Wundinfektion, Blutung bzw. Bluterbrechen bemerkbar machen. Aufgrund der potenziell letalen Komplikationen muss man die PEG auch bei asymptomatischen Patienten entfernen.

Verhindern lässt sich das Einwachsen der inneren Halteplatte, indem zwischen externer Platte und Haut ein Abstand von 1,5 cm gehalten wird. Um die innere Halteplatte mobil zu halten, sollte man die Sonde ein- bis zweimal pro Woche mit leichter Drehung nach innen schieben.

Gastrointestinale Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit, Verstopfung oder Blähungen können auftreten. Die Ursachen sind dann je nach Symptom u.a. in Zusammensetzung oder Temperatur der Nahrung, in Frequenz oder Geschwindigkeit der Applikation oder auch in Medikamenten zu suchen.

Der Aspiration von Nahrung und einer daraus folgenden Aspirationspneumonie lässt sich u.a. dadurch vorbeugen, dass man den Patienten während des „Fütterns“ in einem Winkel von 30–45° aufsetzt. Bei Kranken mit erhöhtem Aspirationsrisiko kommt als Alternative zur PEG ggf. eine Jejunostomie (PEJ) infrage.

Das Risiko für Stoffwechselkomplikationen wie Nährstoffmangel, Hyperhydratation und Re­feeding-Syndrom lässt sich durch konsequentes Einhalten des Ernährungsplans reduzieren. Erkrankungen wie Diabetes oder Niereninsuffizienz erfordern entsprechende Anpassungen.

Wurde bei einem Patienten die Indikation zur PEG gestellt und die Sonde durch den Spezialisten gelegt, kommt es in der weiteren Betreuung vor allem auf den Hausarzt an. Denn zu seinen potenziellen Aufgaben gehören:

  • die Kontrolle der Sonde und des Stomas
  • Überwachung des Ernährungsstatus des Patienten (auch anhand von regelmäßigen Blutuntersuchungen)
  • Diagnose und Erstversorgung von Komplikationen
  • Koordination der Zusammenarbeit mit Spezialisten
  • kontinuierliche Information und Aufklärung des Patienten und seines Betreuers (z.B. über die Notwendigkeit regelmäßigen Spülens)

Quelle: Farrag K et al. BMJ 2019; 364: k5311