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Allogene Stammzelltransplantation Lieber auf junge, nicht verwandte Spender zurückgreifen

Autor: Josef Gulden

Beim primären Endpunkt, dem krankheitsfreien Überleben, schnitten die Verwandten-Spenden si­g­nifikant schlechter ab. Beim primären Endpunkt, dem krankheitsfreien Überleben, schnitten die Verwandten-Spenden si­g­nifikant schlechter ab. © iStock/Manjurul
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Bei der Stammzelltransplantation von MDS-Erkrankten werden gemtachte Geschwister bevorzugt – auch, wenn diese ein gewisses Alter erreicht haben. Einer US-amerikanischen Registerstudie zufolge könnte sich die Prognose der Patienten verbessern, wenn sie Stammzellen von jüngeren, nicht verwandten, aber HLA-gematchten Personen erhalten.

Für MDS-Patienten stellt die alloSCT die wesentliche kurative Therapieoption dar. Das Rezidivrisiko ist aber nicht zu vernachlässigen, zumal ein Rückfall oft auch eine schlechte Prognose bedeutet. Wie sich der Spendertyp darauf auswirkt, war bisher nicht ganz klar: Weil MDS-Erkrankte häufig älter sind, gilt dies auch meist für HLA-gematchte verwandte Spender, was das Ergebnis beeinträchtigen könnte.

Autoren um Prof. Dr. Guru ­Subramanian Guru ­Murthy, Medical College of Wisconsin, Milwaukee, durchfors­teten die Datenbank des Center for International Blood and Marrow Transplantation Research nach über 50-jährigen MDS-Patienten, die zwischen 2011 und 2017 eine alloSCT von zwei verschiedenen Spendergruppen erhalten hatten: über 50-jährige gematchte Geschwister oder höchstens 35-jährige gematchte, aber nicht verwandte Personen. Von den 1.761 Teilnehmenden fielen 646 in die erste, 1.115 in die zweite Kategorie.

Länger krankheitsfrei mit jungem Donor

Beim primären Endpunkt, dem krankheitsfreien Überleben, schnitten die Verwandten-Spenden si­g­nifikant schlechter ab (HR 1,17; 95%-KI 1,02–1,34; p = 0,02). Hinsichtlich des OS war numerisch ebenfalls ein Vorteil für die jüngeren, nicht verwandten Personen erkennbar, der allerdings nicht-signifikant ausfiel (HR 1,13; 95%-KI 0,98–1,29; p = 0,07). Die älteren verwandten Stammzellgeber brachten zudem ein erhöhtes Rezidivrisiko mit sich (HR 1,62; 95%-KI 1,32–1,97; p < 0,001). Dagegen war bei ihnen das Risiko für nicht-rezidivbedingte Mortalität ebenso geringer (HR 0,76; p = 0,02) wie für

  • eine akute GvHD (HR 0,52; p < 0,001),
  • eine chronische GvHD (HR 0,77; p = 0,005) sowie
  • das GvHD-freie, rezidivfreie Überleben (HR 1,42; p = 0,04).

Der Effekt der geringeren nicht-rezidivbedingten Mortalität und des geringeren GvHD-Risikos mit den älteren Verwandten-Spendern wird offenbar durch andere Vorteile der jüngeren, nicht verwandten Stammzellgeber kompensiert, die in einer Verlängerung des DFS und tendenziell auch des OS resultierten. Das spricht dafür, so die Autoren, dass im Suchalgorithmus für Stammzellspender bei MDS gematchte, nicht verwandte Personen in Betracht gezogen werden sollten.

Quelle: Murthy GSG et al. JAMA Onocl 2022; DOI: 10.1001/jamaoncol.2021.6846