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Alkoholsucht Magic Mushrooms als potenzielle Add-on-Therapie

Autor: Alexandra Simbrich

Im Rahmen einer Studie wurde der Einsatz von psilocybinunterstützter Psychotherapie bei Menschen mit Alkoholabhängigkeit untersucht. Im Rahmen einer Studie wurde der Einsatz von psilocybinunterstützter Psychotherapie bei Menschen mit Alkoholabhängigkeit untersucht. © Tiko – stock.adobe.com
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Seit etwa zwei Jahrzehnten hat das wissenschaftliche Interesse an psychedelischen Substanzen wie Psilocybin, dem Wirkstoff der „Magic Mushrooms“, zur Behandlung neuropsychiatrischer Erkrankungen zugenommen. Ergebnisse mehrerer Arbeiten deuten auf das Potenzial von Psilocybin hin, eine Reihe substanzbedingter Störungen wie Alkoholsucht zu behandeln. Randomisierte klinische Studien hierzu fehlten bislang jedoch.

Nun haben Wissenschaftler den Einsatz von psilocybinunterstützter Psychotherapie bei Menschen mit Alkoholabhängigkeit untersucht. An der randomisierten Doppelblindstudie nahmen 95 US-Amerikaner zwischen 25 und 65 Jahren und einer Alkoholabhängigkeit nach DSM-IV teil. Sie waren im Mittel seit etwa 14 Jahren alkoholabhängig und hatten in den 30 Tagen vor dem Screening an mindestens vier Tagen viel getrunken – definiert bei Männern als mindestens fünf bzw. bei Frauen als mindestens vier alkoholische Getränke pro Tag.

Über einen Zeitraum von zwölf Wochen nahmen die Probanden einmal wöchentlich an einer Psychotherapie teil. In den Wochen 4 und 8 erhielt je rund die Hälfte entweder Psilocybin oder das Beruhigungsmittel Diphenhydramin als Kontrollmedikation. Ab der Einnahme wurden die Teilnehmer für mindestens acht Stunden medizinisch überwacht.

Patienten trinken seltener und weniger

Die Forscher analysierten den Effekt von Psilocybin über einen Zeitraum von 32 Wochen nach Einnahme der ersten Dosis. Von besonderem Interesse war für sie, an wie vielen Tagen innerhalb dieser Zeit die Teilnehmer viel getrunken hatten.

Die Kombination von Psychotherapie und Psilocybin führte dazu, dass die Probanden rund ein halbes Jahr lang weniger exzessiv Alkohol tranken als diejenigen der Kontrollgruppe: Der Anteil der Tage mit starkem Alkoholkonsum sank in der Psilocybin-Gruppe von 56,5 % zum Zeitpunkt des Screenings auf 9,7 % in Woche 32, während der Anteil im Kontrollarm von 48,6 % auf 23,6 % zurückging. Zudem war die durchschnittliche tägliche Anzahl alkoholischer Getränke in der Psilocybingruppe niedriger.

Das Pilzhalluzinogen wurde von den meisten Teilnehmern insgesamt gut vertragen, führte jedoch häufiger zu Kopfschmerzen als Diphenhydramin (43,8 % vs. 4,4 %). Trotz Verblindung konnten fast alle Teilnehmer richtig einschätzen, ob sie Psilocybin erhalten hatten oder nicht.

Zwar könnte dieser Umstand zu einer Ergebnisverzerrung geführt haben. Dennoch biete der deutliche Rückgang des starken Alkoholkonsums unter der Pilzsubstanz nach Auffassung der Forscher eine Basis für weitere Studien zur psilocybin-unterstützten Therapie Erwachsener mit Alkoholsucht.

Quelle: Bogenschutz MP et al. JAMA Psychiatry 2022; 79: 953-962; doi: 10.1001/jamapsychiatry.2022.2096