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Mehr mit beatmeten Patienten kommunizieren

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Tempo reduzieren und Blickkontakt auf Augenhöhe suchen. Denn die Welt dreht sich für 
die Kranken sehr langsam. (Agenturfoto) Tempo reduzieren und Blickkontakt auf Augenhöhe suchen. Denn die Welt dreht sich für die Kranken sehr langsam. (Agenturfoto) © iStock/vm
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Eine Beatmung macht vielen wachen oder teilsedierten Patienten Angst. Die richtige Kommunikation kann den Kranken die Situation erleichtern.

„Zeigen Sie ihnen, dass Sie sie wahrnehmen“, formulierte Dr. Teresa Deffner das wichtigste Gebot im Umgang mit beatmeten Patienten. Die Welt drehe sich für die Kranken sehr langsam, während sie um sie herum zu rasen scheine. Dazu kämen das Gefühl von Hilflosigkeit und Kontrollverlust, manchmal die Angst zu ersticken, außerdem depressive Symptome, körperliche Beschwerden und vielfach Langeweile.

Wie die Psychologin der operativen Intensivstationen und der pädiatrischen Intensivstation am Universitätsklinikum Jena erklärte, wünschen die Patienten mehr Kontakt als sie bekommen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Pflegenden in der Phase einer kontrollierten Beatmung kaum mit ihnen sprechen, sie aber stets in der Lage sind, Informationen aufzunehmen und zu reagieren. Die Patienten sollten jederzeit wissen, was mit ihnen los ist, z.B. dass sie mit einem Tracheo­stoma nicht hörbar sprechen können, sagte Dr. Deffner.

Natürlich steht das Personal einer Intensivstation unter großem Stress. Dennoch sollte es die Kommunikation nicht außer Acht lassen. „Machen Sie klare, verbindliche Ansagen. Wenn es jetzt gerade gar nicht passt, geben Sie ein Zeitfenster an, in dem Sie wiederkommen können“, riet die Psychologin. Mit der Phrase „ich bin gleich zurück“, könnten die Patienten wenig anfangen bzw. ihr „gleich“ entspreche selten dem des Personals.

Das Tempo reduzieren, Blickkontakt auf Augenhöhe einnehmen und mehr Rückmeldung geben sind weitere hilfreiche Techniken für den Umgang mit den Kranken. Nicht zuletzt sollte man immer wieder seine eigene Haltung auf Empathie und Wertschätzung hin überprüfen.

Quelle: Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin 2020