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Cannabislegalisierung in Kanada Mehr Notfälle, weniger Kriminalität

Autor: Michael Brendler

Seit 2018 ist es in Kanada legal, Cannabis zu besitzen und anzubauen. Seit 2018 ist es in Kanada legal, Cannabis zu besitzen und anzubauen. © pattersonic - stock.adobe.com
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Wie wirkt sich die viel diskutierte Legalisierung von Cannabis auf den Konsum der Droge und weitere gesellschaftliche Aspekte aus? Offenbar weniger dramatisch als befürchtet, wie Daten aus Kanada zeigen.

Als erstes G20-Land hat sich ­Kanada 2018 entschlossen, Cannabis auch für nicht-medizinische Zwecke zu legalisieren. Bis zu 30 g der Droge dürfen Erwachsene seitdem besitzen. In den meisten Provinzen ist es zudem erlaubt, die Pflanze selbst anzubauen. Außerdem darf Cannabis weitestgehend in Shops und im Internet vertrieben werden. Dr. ­Benedikt ­Fischer von der Simon Fraser Universität in Vancouver ist nun mit Kollegen der Frage nachgegangen, mit welchen Folgen die Freigabe verbunden war. Hierzu wertete das Team die vorhandenen Studien, öffentliche Daten und Reviews aus.

Kein Einfluss auf Kinder und Jugendliche

Die Konsequenzen der Gesetzes­änderung für das Konsumverhalten war z.B. in einer Studie aus dem Bundesstaat Ontario untersucht worden. Die erhobenen Daten sprechen dafür, dass die generelle Prävalenz des Konsums bei Erwachsenen von 2001 bis 2019 signifikant anstieg (Odds Ratio, OR, 1,62), ebenso die Zahl derjenigen Kanadier, die täglich zur Droge griffen (OR 1,59). Bei Kindern und Jugendlichen hatte die Legalisierung laut dieser Studie keinen Einfluss auf die Prävalenz des Cannabiskonsums. 

Andere Arbeiten belegen, dass Besuche in der Notfall­ambulanz aufgrund von Cannabisintoxikationen in den Bundesstaaten Alberta und Ontario um 20 % zunahmen. Die monat­liche Rate an Fällen mit Cannabis-­Hyperemesis-Syndrom war um das 13-Fache erhöht, ebenfalls gemessen an der Zahl der entsprechenden Notfallambulanzbesuche. 

Dem gegenüberstellen müsse man die sich andeutenden Erfolge der Cannabislegalisierung, so die Autoren. Kriminelle Delikte und Verhaftungen mit Cannabishintergrund reduzierten sich signifikant um 74 % bei Frauen bzw. um 83 % bei Männern. Damit einher geht auch, dass weniger Menschen mit dem Stigma und den Nachteilen leben müssen, die ein solcher Eintrag ins Führungszeugnis oft bedeutet. 

Die Autoren ziehen das Fazit, dass die Legalisierung des Rauschmittels nicht die von manchen Gegnern befürchtete Katastrophe für die öffentliche Gesundheit mit sich gebracht hat. Umgekehrt könne sie aber auch nicht als eindeutiger und umfassender Erfolg gewertet werden. Fünf Jahre Erfahrung sind laut den Autoren außerdem zu wenig, um daraus politische Konsequenzen abzuleiten.

Quelle: Fischer B et al. CMAJ 2023; DOI: 10.1503/cmaj.230808