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Fötale Neuroentwicklung Mehr Schutz für Mutter und Kind

Autor: Annette Kanis/Tobias Stolzenberg

Bei einer Verletzung im ersten oder zweiten Trimenon ist den Daten zufolge das Risiko größer als bei Unfällen während des letzten Schwangerschaftsdrittels. Bei einer Verletzung im ersten oder zweiten Trimenon ist den Daten zufolge das Risiko größer als bei Unfällen während des letzten Schwangerschaftsdrittels. © Yakobchuk Olena – stock.adobe.com
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Verunglückt eine schwangere Frau und verletzt sich dabei, erhöht dies das Risiko für eine infantile Zerebralparese um ein Drittel (Hazard Ratio 1,33).

Das berichtet eine Autorengruppe um Dr. Asma Ahmed, Hospital for Sick Children Research Institute in Toronto. Machen die Verletzungen einen Klinikaufenthalt notwendig oder kommt es infolge des Unglücks zur vorzeitigen Entbindung, liegt die Wahrscheinlichkeit für die neuronale Fehlentwicklung noch einmal höher (HR 2,18 bzw. 3,40).

Bei einer Verletzung im ersten oder zweiten Trimenon ist den Daten zufolge das Risiko größer als bei Unfällen während des letzten Schwangerschaftsdrittels. Für die Inzidenz der Fehlentwicklung nach einer Verletzung der Mutter haben die Wissenschaftler 4,36 Fälle pro 10.000 Kinderjahre errechnet. Kamen die Frauen ohne Unfall durch die Schwangerschaft, beträgt die Inzidenz 2,93.

Die Daten für diese Kohortenstudie waren im kanadischen Ontario erhoben worden und stammen aus dem Zeitraum April 2002 bis März 2017. Von den mehr als zwei Mio. Kindern, die in die Untersuchung eingeschlossen wurden, waren 81.281 in utero einer Verletzung ihrer Mutter ausgesetzt, insbesondere durch Verkehrsunfälle, aber auch durch Stürze oder den Zusammenprall mit Menschen oder Gegenständen. Bei 5.137 Säuglingen wurde die Diagnose Zerebralparese gestellt. Bei 292 dieser Kinder hatten sich die Mütter zuvor schwerer verletzt.

Angesichts des Risikos eines Unfalls mit drastischen, gesundheitlichen Folgen für die neuronale Entwicklung des Kindes fordern auch Dr. Zeyan Liew und Dr. Haoran Zhuo, beide Yale School of Public Health in New Heaven, mehr Schutz für Mutter und Kind ein. So sollte im Straßenverkehr auf mehr Sicherheit geachtet werden, etwa auf das korrekte Anlegen des Gurts und auf eine umsichtige Fahrweise, schreiben die beiden Wissenschaftler. Schließlich ist die Zerebralparese die häufigste lebenslange Behinderung im Kindesalter.

Quellen:
1. Ahmed A et al JAMA Pediatric 2022; 177: 53-61; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2022.4535
2. Liew Z, Zhuo H. JAMA Pediatric 2022; 177: 10-11; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2022.4541